Der Schweizer Bergtourismus ist seit Jahren rückläufig. Das Rezept der Bergbahnen und Hotels heisst: Preise senken oder investieren. Die Unternehmerfamilie Kipp-Bechtolsheimer aus Deutschland hat genügend Geld für Investitionen. Jüngstes Beispiel ist ein 50-Millionen-Franken-Neubau des Vier-Sterne-Hotels Valsana in Arosa, das in diesen Tagen eröffnet wird.
Eigennütziges Investment
Begonnen hat alles mit der Liebe zu den Bergen. Die Unternehmerfamilie verbringt ihre Ferien traditionell in Arosa. Daraus wurde in den letzten Jahrzehnten ein Investment in Schweizer Hotels, das geschätzte 300 Millionen Franken gross ist. Die Familie wird mittlerweile als einer der grössten privaten Hotelinvestoren der Schweiz bezeichnet. Mit seiner Tschuggen Hotelgruppe kaufte Patron Karl-Heinz Kipp fünf Hotels in der Schweiz, vorwiegend im Luxusbereich: In St. Moritz, Ascona und Arosa.
Der «Spiegel» schrieb einst, etwas despektierlich, Karl-Heinz Kipp pflege ein exklusives Hobby: Er sammle Hotels. Der Unternehmer hatte zuvor mit seinen Massa-Warenhäusern ein Milliardenvermögen gemacht. Kipp verstarb im Oktober, im Alter von 93 Jahren.
Hotelliebe in dritter Generation
Inzwischen führt Kipps Tochter, Ursula Bechtolsheimer, das Unternehmen weiter. Der 39jährige Enkel, Götz Bechtolsheimer, betreut die grossen Immobilienbestände der Familie und ist für den Hotelneubau in Arosa mitverantwortlich. «ECO» traf Bechtolsheimer, der eigentlich in London lebt, kurz vor der Eröffnung – exklusiv. Die Unternehmerfamilie gilt als sehr medienscheu.
Arosa sei für die Familie zur Heimat geworden – bereits in dritter Generation finde man immer wieder hierher zurück: «Die ganze Familie kommt jedes Jahr aus aller Welt in Arosa zusammen. Es macht Spass, hier etwas machen zu dürfen», sagt Götz Bechtolsheimer.
Corinne Denzler, Direktorin der Tschuggen Hotelgruppe, meint, die Schweiz tue gut daran, dass es Unternehmerfamilien gäbe, die an der Hotellerie «Freude haben, und die wissen, es ist jetzt nicht die gewinnträchtigste Branche aber trotzdem weiterhin investieren, damit wir nicht als Feriendestination von der Landkarte verschwinden.»
Es sei aber wichtig, zu betonen, dass die Hotelgruppe ein wirtschaftliches Unternehmen sei und nicht nur einfach Geld ausgeben wolle.
Geschicktes Finanzierungsmodell
Beim Neubau des Hotel Valsana in Arosa scheint man dies berücksichtigt zu haben. Die Anlage besteht nicht nur aus 40 Hotelzimmern und -appartments, sondern es wurden auch neun Eigentumswohnungen gebaut und verkauft.
Zudem hat die Tschuggen-Gruppe mit Coop einen soliden Mieter gefunden. Der Grossverteiler betreibt auf dem Hotel-Grundstück eine grössere Filiale. «Das gibt sicher eine bessere Rechnung, als wenn wir nur ein Hotel gebaut hätten», sagt Hoteldirektorin Corinne Denzler.