Worum es geht : In El Salvador passt die Regierung ihre «Bitcoin-Politik» an. Um vom Internationalen Währungsfonds IWF einen 1.4-Milliarden-Dollar-Kredit zu bekommen, muss das Land die Bitcoin-Pflicht aufheben . El Salvador war das erste Land der Welt, das den Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannte. Nun schiebt der IWF dem Bitcoin als Landeswährung den Riegel vor.
Warum der Internationale Währungsfonds IWF die Handbremse zieht : Die offizielle Begründung ist, dass Kryptowährungen wie Bitcoin zu volatil sind und oft innerhalb eines Tages sehr viel im Kurs schwanken können, sagt Cedric Heidt. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am «Frankfurt School Blockchain Center». Für die Absicherung eines Kredits, so Heidt, sei das nicht das Beste und es berge auch Risiken für die Bevölkerung. Abseits offizieller Leseart, bei den sogenannten Bitcoin-Maximalisten, wird eher gemunkelt, der IWF habe ein bisschen Angst vor dem Bitcoin als Wettbewerber zum US-Dollar oder zu anderen Leitwährungen.
Das sind die drei Bedingungen des IWF für das Darlehen : Der IWF verlangt, dass Steuern in US-Dollar gezahlt werden, dass Händler nicht mehr zwingend Bitcoin akzeptieren müssen und dass sich die Regierung ein wenig zurückzieht aus verschiedenen Bitcoin-Projekten. Heidt hält die Wirkung für das Land selbst für überschaubar, da trotz Bitcoin-Einführung auch heute noch rund 95 Prozent aller Transaktionen in El Salvador über US-Dollar abgewickelt werden. Die Entscheidung sei etwas, was wohl eher Touristen betreffe als Locals, sagt Heidt.
El Salvadors Erfahrung mit Bitcoin als Landeswährung : Laut Cedric Heidt vom Frankfurter Blockchain Center sind die Erfahrungen gemischt. Er habe mit Menschen vor Ort gesprochen, sagt Heidt. Diese hätten ihm gesagt, dass praktisch so gut wie gar kein Bitcoin im täglichen Gebrauch sei. Andererseits müsse man sagen, dass El Salvador in den letzten drei Jahren einen fast 95-prozentigen Zuwachs im Tourismus erlebt hat. Ein Teil davon sei auf jeden Fall auf diesen sogenannten Bitcoin-Tourismus zurückzuführen. Während also der Effekt in der Mikroökonomie bescheiden war, kann El Salvador mit seinem Bitcoin-Portfolio von 300 Millionen US-Dollar auf makroökonomischer Seite einen Erfolg verbuchen.
Darum hat sich der Bitcoin für El Salvador makroökonomisch ausgezahlt : Der Bitcoin sei sehr interessant, so Heidt, wenn es um das Verhältnis von Risiko zu potenziellem Gewinn geht. Daher ist es keine schlechte Idee, zumindest einen kleinen Teil seines Portfolios – zum Beispiel auch als Land – in Krypto anzulegen. Allerdings ist das, wie gesagt, hochriskant. Und El Salvador hat quasi 100 Prozent auf Bitcoin gesetzt. Genau das, was laut Heidt einige Risiken mit sich bringe.
Das bräuchte es, damit andere Länder Bitcoins adeln : Einige Länder würden einfach warten, sagt der Krypto-Experte Cedric Heidt, sie warten auf Sicherheit und schauen auf die potenten Player in der Finanzwelt. Wann wird das in den USA geschehen, was macht Europa? El Salvador sei ein kleines, nicht besonders reiches Land. Die Idee, den Bitcoin zur Landeswährung zu machen, gehe dem IWF grundsätzlich gegen den Strich. Länder, die hier einsteigen wollten, müssten auch ein bisschen Kontra vertragen können, ist Heidt überzeugt. Und sie müssen finanziell stabil genug sein, um möglicherweise einige Zeit ohne Kredite auszukommen.
Mitarbeit: Tim Eggimann