- Armut und Kinderarbeit prägen den Anbau von Kakao, dem wichtigsten Rohstoff zur Herstellung teurer Schokolade.
- Derzeit ist der Kakao-Weltmarktpreis eher tief, doch auch bei höheren Preisen stieg in der Vergangenheit das Einkommen der Kakaobauern nicht.
- Verschiedene Ansätze versuchen, Gegensteuer zu geben. Doch es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, welche Massnahmen etwas bringen könnten.
Das Problem: Viele Kakaobauern leben in prekären Verhältnissen. Im grössten Kakao-Produktionsland der Welt, der Elfenbeinküste, verdienen manche von ihnen lediglich 50 Cent pro Tag – das ist weit weniger als die zwei Dollar, bei denen die UNO die Armutsgrenze zieht. Und das, obwohl der Weltmarktpreis für Kakao derzeit doppelt so hoch ist, wie noch vor zehn Jahren. Sogar Kakaobauern, die unter einem Fairtrade-Label produzieren, verdienen kaum mehr. Sie erhalten bloss eine Zusatzprämie in Höhe von zehn Prozent.
Der Lösungsansatz der Schokoladehersteller: Lindt & Sprüngli, Nestlé oder Barry Callebaut haben schon vor längerer Zeit Hilfsprogramme für die Bauern gestartet. Das Ziel sind grössere Ernten. Doch dies sei mit grossem lokalem Aufwand verbunden und dauere entsprechend lange, sagt Michael Schlup, der für Barry Callebaut Nachhaltigkeitsprogramme koordiniert. Konkret sieht seine Strategie vor, den Kakao intensiv und hochproduktiv anzubauen – aber nur auf einem Teil der Farm. Auf dem restlichen Land des Bauern solle dieser andere Feldfrüchte anbauen, die lokal gehandelt oder auf Märkten verkauft werden könnten. Bis 2025 will Barry Callebaut all seine Rohstoffe aus nachhaltigen Quellen mit entsprechenden Zertifikaten beziehen.
Die Kritik der Entwicklungsorganisationen: Die Wirtschaft mache zu wenig und das zu langsam, sagt Eveline Bahn von der deutschen Entwicklungsorganisation Inkota. Zudem würden die Programme am falschen Ort ansetzen: «Je mehr die Bauern produzieren und je stärker das Angebot an Kakao auf dem Weltmarkt steigt, desto tiefer fällt der Preis.» Die Bauern verkaufen dank Förderungsprogrammen zwar mehr Kakaobohnen, verdienen aber nicht mehr– oder im Extremfall sogar weniger. Deshalb verlangt Inkota, dass die Abnehmer des Kakaos den Bauern grundsätzlich höhere Preise bezahlen. «Ansonsten werden wir in fünf Jahren feststellen, dass wir Armut zertifiziert haben», sagt sie.
Die Hoffnung: An einer solchen Situation haben auch die Schokoladenproduzenten kaum Interesse – aus Imagegründen. Deshalb könnten sie durchaus zur Überzeugung gelangen, dass die Unterstützung der Kakaobauern nachhaltig sein muss; und dass dadurch vor allem ihre Lebensumstände verbessern werden müssen.