Katar und Saudi-Arabien – um ihre Beziehung steht es schlecht. Vor allem seit die Saudis im vergangenen Jahr Sanktionen gegen den Golfstaat verhängt haben. Das Land soll Terror-Organisationen wie Al-Kaida finanzieren, lautet der Vorwurf aus der saudischen Hauptstadt Riad.
In der Folge musste Katar für sein Öl und Erdgas neue Abnehmer finden und alternative Handelsrouten erschliessen. Doch letztlich hat Katar damit seine wirtschaftliche Diversifikation beschleunigt.
Handelszentrum statt bloss Erdöllieferant
Es ist dies eine Strategie, die Katar schon länger verfolgt: Als grösster Flüssiggas-Produzent der Welt fliessen reichlich Dollars ins Land. Katar nutzt sie jetzt, um sich neu auszurichten: als internationales Handelszentrum oder als Stätte für Sportanlässe, wie beispielsweise die Fussball-Weltmeisterschaft 2022.
Wenn Katar jetzt die Opec verlässt, ist das ein weiterer Schritt, sich von Saudi-Arabien zu lösen. Als grösster Ölproduzent der 15 Mitgliedsstaaten geben die Saudis innerhalb des Ölkartells den Ton an: Ein Drittel des geförderten Erdöls steuert das saudische Königreich bei. Die zwei Prozent aus Katar sind im Vergleich dazu minim.
Die Opec verliert mit Katar zwar kein Schwergewicht. Doch symbolisch wird die Opec-Familie kleiner. Und das zu einem Zeitpunkt, da sich das Machtgefüge ohnehin verschiebt.
Zunehmend machtlosere Opec
Einst konnten die Opec-Staaten die Welt fast zum Stillstand bringen – die Erdölkrisen der 1970er Jahre zeugen davon. Doch längst beeinflussen auch die USA und Russland den weltweiten Ölmarkt.
Je kleiner nun aber der Einfluss der Opec ist, desto geringer sind die Möglichkeiten, höhere Ölpreise durchzusetzen. Anders als Katar ist Saudi-Arabien dringend auf möglichst viele Petrodollars angewiesen. Denn das Erdöl bildet immer noch das wirtschaftliche Rückgrat der Saudis.
Doch auch Saudi-Arabien möchte weniger abhängig werden von seinem Erdöl und wirtschaftlich diversifizieren – so wie das Katar bereits vorgemacht hat.
Das sind für Saudi-Arabien keine erfreulichen Aussichten. Zumal das Land nach der Tötung des Journalisten Jamal Kashoggi international ohnehin in der Kritik steht.