Der Brauch: Die amerikanische Tradition des «Schwarzen Freitags» fand ihren Ursprung in den 1930er Jahren. Der Tag nach dem Erntedankfest «Thanksgiving» markierte den Auftakt zum Weihnachtsgeschäft. Seither werben die Kaufhäuser an diesem vierten Freitag im Monat November mit grosszügigen Rabatten, um möglichst viele Schnäppchenjäger anzulocken. Zwar ist der Black Friday kein offizieller Feiertag in den USA, trotzdem geben viele Unternehmen ihren Mitarbeitenden frei – ausser die Detailhändler natürlich. Für diese ist es ein langer Tag: Viele Läden öffnen bereits um 5 Uhr morgens und schliessen erst spät am Abend wieder.
Warum schwarz? Darüber kursieren verschiedene Theorien. Ursprünglich soll der Tag «Black Friday» geheissen haben, weil so viele Leute gleichzeitig einkaufen gingen, dass Autos die Strassen verstopften und es zu Unfällen kam. Sogar von Gewalt und Ausschreitungen war die Rede. Den Detailhändlern gefiel diese düstere Erklärung nicht. Denn für sie ist der Black Friday einer der profitabelsten Tage im Jahr. Sie erfanden eine neue Bedeutung: Der Tag sei schwarz, weil die Händler an diesem Tag zum ersten Mal im Jahr keine roten, sondern schwarze Zahlen geschrieben hätten.
Online-Portale überlastet
Black Friday in der Schweiz: Letztes Jahr führte Manor als erstes Schweizer Geschäft den Black Friday ein. 50 Prozent mehr Besucher und dreimal so viel Umsatz wie sonst verzeichnete die Warenhauskette. Deshalb lockt Manor die Kunden dieses Jahr erneut mit Rabatten in die Warenhäuser und in den Online-Shop. Vor allem über das Internet stösst der Black Friday bei den Schweizern auf Anklang. Diverse Online-Portale von Schweizer Detailhändlern konnten dem Ansturm der Schnäppchenjäger nicht standhalten und waren zumindest zeitweise überlastet.
«Die Kunden gewöhnen sich an die Rabatte und wollen immer mehr.»
Die Kehrseite der Schnäppchenjagd: Der Einkaufstourismus und die Online-Einkäufe machen dem Detailhandel zu schaffen. Deshalb muss er die Kundschaft mit günstigen Angeboten anlocken. Und das funktioniert, denn die Schweizer seien schon immer aktionsorientiert gewesen, weiss Thomas Hochreutener, Detailhandelsexperte vom Forschungsinstitut GfK. Ob bei solch hohen Rabatten aber noch Gewinn übrig bleibt, ist unklar. Über die Margen schweigen sich die Firmen auf Anfrage aus. Hochreutener spricht von einem Teufelskreis: «Die Kunden gewöhnen sich an die Rabatte und wollen immer mehr.» Er rät den Händlern deshalb, sich andere Marketingüberlegungen zu machen, damit die Leute auch wieder zum Normalpreis einkaufen.
Und was kommt noch? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Shopping-Trend die Schweiz erreicht. Vielleicht der «Singles Day» aus China? Der Tag wurde von Online-Händlern ins Leben gerufen und ist das Gegenstück zum Valentinstag. Der «Singles Day», der aufgrund der vier Einsen in Folge jeweils am 11.11. stattfindet, soll Unverheiratete mit Schnäppchen trösten.