Sie waren der Stoff, aus dem die Träume mancher Politiker sind: die Nationalbankmilliarden. Die AHV sollten sie sanieren, die Coronaschulden auf einen Schlag tilgen. Das ist fürs Erste vorbei. Dieses Jahr hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) bereits gegen 150 Milliarden Franken Verlust gemacht. Das schätzen Ökonomen der UBS.
Grund sind die grossen Verluste an den Aktienmärkten und bei den Anleihen sowie die deutliche Kurskorrektur des Euros gegenüber dem Franken. Im ersten Halbjahr meldete die SNB einen Verlust von 95 Milliarden Franken. Nun kommen laut der UBS noch einmal 50 Milliarden dazu.
«Definitiv kennen wir unsere Bilanz erst am 31. Dezember», sagt Andrea Maechler, Mitglied im SNB-Direktorium. «Aber, es könnte schwierig werden, wenn sich die wirtschaftliche Situation nicht deutlich ändert.» Mit Nationalbankmilliarden sollten Finanzpolitiker dieses Jahr also nicht rechnen.
Es wäre erst die dritte Nullrunde innert 30 Jahren. Letztes Jahr flossen sechs Milliarden an Bund und Kantone – das ist die vereinbarte Höchstsumme. Zwei Milliarden für den Bund, vier für die Kantone.
Ausschüttungen so bald nicht in Sicht
Schwierig dürfte die Situation für die Kantone werden. Bei manchen, wie etwa dem Thurgau, machten die Gewinnausschüttungen letztes Jahr der Nationalbank fast sechs Prozent des Kantonsbudgets aus. Aber auch die beiden grössten Kantone Zürich und Bern konnten ihr Budget mit über vier Prozent aufbessern.
Die SNB wird in Zukunft allfällige Gewinne zuerst einmal einbehalten, um ihr Eigenkapitalpolster wieder aufzubauen.
Die Gewinne an den Finanzmärkten und auf Währungspositionen führten in den letzten Jahren zu einem eigentlichen Aufblähen der Nationalbankreserven. Ende letzten Jahres lagen sie bei 180 Milliarden Franken. Zieht man die von der UBS geschätzten Verluste ab, blieb Stand heute nur noch rund ein Viertel dieser Reserven. «Bei der Bilanzsumme von einer Billion bleiben der SNB somit nur rund fünf Prozent Eigenkapitalquote», sagt Daniel Kalt, Chefökonom der UBS.
Die Nationalausschüttungen werden wohl auch nicht so bald zurückkehren. «Die SNB wird in Zukunft allfällige Gewinne zuerst einmal einbehalten, um ihr Eigenkapitalpolster wieder aufzubauen», sagt der UBS-Ökonom. «Wir gehen davon aus, dass die Ausschüttungen vorerst deutlich tiefer sein werden als die sechs Milliarden Franken, die wir in den letzten zwei Jahren gesehen haben.»