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Maechler: «Bei Unsicherheiten wird der Franken als sicherer Hafen angesehen»
Aus News-Clip vom 26.09.2022.
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Schweizerische Nationalbank SNB-Ausschüttungen an Kantone und Bund sind bedroht

Minus 95 Milliarden Franken: Im ersten Halbjahr 2022 verzeichnete die Schweizerische Nationalbank SNB einen Rekordverlust. Verantwortlich dafür waren Kursverluste auf Anleihen und Aktien sowie der starke Franken. Weil der Euro gegenüber dem Franken an Wert verlor, sank auch der Wert der Devisenanlagen der SNB.

Seit dem grossen Verlust wird darüber spekuliert, ob die Ausschüttungen der SNB an den Bund und die Kantone in Gefahr sind. Sollten die Finanzmärkte sich nicht beruhigen, sei das tatsächlich möglich, sagt SNB-Direktoriumsmitglied Andréa Maechler im «Eco Talk» mit Reto Lipp.

Andréa Maechler

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Andréa Maechler ist seit Juli 2015 Mitglied des Direktoriums der SNB. Sie hat auf diesen Zeitpunkt die Leitung des III. Departements (Geldmarkt und Devisenhandel, Asset Management, Operatives Bankgeschäft, Informatik) übernommen.

SRF News: Kann man bereits jetzt sagen, dass die Kantone und der Bund für dieses Jahr kein Geld von der Nationalbank erwarten dürfen?

Andréa Maechler: Bis zum 31. Dezember kann man nicht sagen, welche Gewinne wir in unserer Bilanz ausweisen werden. Es könnte allerdings schwierig werden für eine Ausschüttung, wenn die Finanzwelt sich nicht stark ändert.

Sollte der Franken generell zu stark werden, dann wären wir bereit, zu intervenieren – das heisst, Devisen zu kaufen.

Unsere Performance darf aber nicht auf Basis von Gewinnen oder Verlusten in der Bilanz eingeschätzt werden. Das wäre absolut falsch. Was wir aber machen – und das haben wir in den letzten Jahren sehr gut gemacht – ist, sicherzustellen, dass wir die Gewinne für den Bund und die Kantone über die Zeit so gut wie möglich glätten.

Die SNB hat etwa 900 Milliarden Franken an Devisenreserven. Kann sie sich überhaupt jemals von ihren Euro trennen?

Im Moment wäre ein Bilanzabbau nicht geeignet, das ist ganz klar. Unsere Geldpolitik machen wir durch Zinserhöhungen, denn damit können wir ein klares Signal senden, wohin wir gehen wollen und wie wir die Inflationserwartungen auch langfristig steuern. Die Bilanz bleibt ein wichtiges Instrument. Sollte der Franken generell zu stark werden, dann wären wir bereit, zu intervenieren – das heisst, Devisen zu kaufen. Wenn der Franken auf einmal zu schwach werden würde, wären wir auch bereit.

Ein Euro war heute zwischenzeitlich noch 94 Rappen wert. Wo ist die Schmerzgrenze für die Schweizer Industrie?

Das ist ein wichtiger und auch komplexer Punkt. Man darf den Wechselkurs nie nur nominal betrachten und nicht nur gegenüber einer einzigen Währung wie dem Euro oder dem Dollar. Wichtig für Firmen ist der inflationskorrigierte, reale Wechselkurs.

Wenn die Preise im Ausland sich stark erhöhen, kann sich der Franken aufwerten, ohne dass daraus sofort ein Wettbewerbsverlust entsteht. Das heisst, wenn die Inflation in der Schweiz tiefer ist als im Ausland, kann der Schweizer Franken sich ein wenig aufwerten.

Der Schweizer Franken hat sich in den letzten Monaten aufgewertet. Das ist auch gewollt, denn es hat uns geholfen, die importierte Inflation zu dämpfen.

Die SNB kann die Inflation in der Schweiz dämpfen, indem sie den Schweizer Franken aufwerten lässt. Gleichzeitig werden aber die Verluste der Nationalbank grösser, wenn der Euro gegenüber dem Franken an Wert verliert. Hat die SNB da nicht einen Zielkonflikt?

Wir dürfen keinen Zielkonflikt haben, und wir haben auch keinen. Für uns ist es wichtig, dass wir unsere Reserven, unsere Bilanz als geldpolitisches Instrument richtig benützen. Sie haben recht, der Schweizer Franken hat sich in den letzten Monaten aufgewertet. Das ist auch gewollt, denn es hat uns geholfen, die importierte Inflation zu dämpfen.

Mehr dazu im «Eco Talk»

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Logo der Sendung «ECO Talk» mit Moderator Reto Lipp.
Legende: Reto Lipp im «Eco Talk»-Studio Reto Lipp sitzend mit Karten in der Hand

Mehr zum Thema heute Abend um 22.25 Uhr auf SRF1 im «Eco Talk».

Eco Talk, 26.09.2022, 22:25 Uhr ; 

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