Das Problem: Textroboter wie ChatGPT grasen konstant online verfügbare Informationen ab, auch Artikel, die von Journalistinnen und Journalisten für Medien erstellt wurden. Damit wächst der Fundus an Material, mit dessen Hilfe ChatGPT Fragen von Nutzerinnen und Nutzern korrekt beantworten kann.
Die Player: Das US-Unternehmen OpenAI hat den Textroboter ChatGPT entwickelt. Mit einer Bewertung von 80 Milliarden Dollar gilt das Unternehmen derzeit als das wertvollste Start-up weltweit. Grösster Geldgeber von OpenAI ist Microsoft. Die Partnerschaft verhilft OpenAI zu mehr Kapital für seine Entwicklung. Umgekehrt integriert Microsoft die Technologie von OpenAI in seine Produkte. Auf der anderen Seite stehen jene Unternehmen, die Material produzieren, die in die Textroboter und Analysesysteme einfliessen – also Medien, Nachrichtenagenturen und auch Autoren.
Kooperation als Lösung: Das deutsche Medienhaus Axel Springer – Herausgeberin von Zeitungen wie «Bild», «Die Welt» oder «Business Insider» – geht als erstes Medienhaus eine Kooperation ein mit OpenAI und Microsoft. Es soll um mehrere Dutzend Millionen Euro jährlich gehen. Einerseits entschädigt OpenAI den Verlag dafür, dass sein Chatroboter die bezahlten Inhalte der Axel-Springer-Medien nutzen darf, um sich damit weiterzuentwickeln. Andererseits sollen Nutzer von ChatGPT Links und Quellen auf vollständige Artikel erhalten. Dies erhöhe die Transparenz.
Geld durch Klage erzwingen: Anders geht die amerikanische «New York Times» vor. Sie klagt als erste grosse US-Zeitung gegen OpenAI und Microsoft. «Ziel dieser Klage ist es, jene für die gesetzlichen und tatsächlichen Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe haftbar zu machen, die sie der Times für das rechtswidrige Kopieren und Verwenden der einzigartig wertvollen Werke schulden», heisst es in der Klageschrift. Auch Autoren schlagen den Rechtsweg ein. So hat zum Beispiel «Game of Thrones»-Autor George R.R. Martin wegen Verletzung geistigen Eigentums geklagt. Seine Bücher würden ohne sein Einverständnis verwendet, um KI zu trainieren.
So sehen es Schweizer Medien: Von KI-Unternehmen entschädigt zu werden, ist auch das Ziel der Schweizer Verlage. Es gehe um den Schutz und die Finanzierung des Journalismus, wie Stefan Wabel vom Verlegerverband Schweizer Medien gegenüber Radio SRF sagt.
Gemeinsam könnten die Medienhäuser mehr erreichen.
Kooperationen – wie jene des deutschen Verlags Axel Springer – könnten den Weg ebnen. Allerdings erachten Experten einen Alleingang der Verlage als wenig erfolgversprechend. «Gemeinsam könnten die Medienhäuser mehr erreichen», sagt Medienforscher und KI-Experte Greg Piechota von der International News Media Association. Vielen Verlagen schwebt tatsächlich eine Branchenlösung vor. Wie diese ausgestaltet sein könnte, ist noch offen.
Die Klage der New York Times hat Signalwirkung.
Klagen wegen Urheberrechtsverletzung steht nicht im Vordergrund. Schweizer Medien hätten dafür weder genügend finanzielle Mittel noch würde die Klage international beachtet. Dennoch ist die Klage der New York Times aus Schweizer Sicht wichtig. «Die Klage hat Signalwirkung», wie Ladina Heimgartner, Chefin von Ringier Medien Schweiz, kürzlich in der Sendung Rendezvous von Radio SRF festgehalten hat.