Am Mittag traf Greta Thunberg in Davos ein, wo sie sofort von nationalen und internationalen Medien belagert wurde. «Ich weiss, was ich will. Und ich weiss, was richtig ist», sagte sie in die Mikrofone. Sie sehe die Fakten, und sie sehe, was getan werden müsse. Sie habe entschieden das zu tun, weil sie sich schlecht fühlte, würde sie nichts unternehmen.
Thunberg reiste mit ihrem Vater und einem Kameramann, der eine Dokumentation über die Schwedin dreht, sowie einer weiteren Begleitperson an. Den Weg zur Mietwohnung legte sie statt mit dem Shuttle-Bus zu Fuss zurück – wegen des Klimas, wie sie sagte.
Übernachten im Zelt
Die Schülerin wird bis am Freitag in Davos bleiben. Heute Mittwoch um 18 Uhr wird Thunberg an einer Diskussion im «Arctic Basecamp» teilnehmen, in der es um die Errichtung einer «Erden-Kommission» geht, um den Klimawandel zu stoppen. Auch am Donnerstagmorgen wird Thunberg das «Arctic Basecamp» besuchen, wo sie und ihr Vater während des Aufenthalts in Davos voraussichtlich im Zelt übernachten werden. Am Freitagmorgen wird Thunberg an einem WEF-Panel über den Umgang mit dem Klimawandel zu Gast sein. Bereits am Eröffnungstag richtete sie sich in einer Videobotschaft an die WEF-Teilnehmer.
Den Weg nach Davos hatte Thunberg mit dem Zug in Angriff genommen. Schon am frühen Dienstagmorgen trat die 16-Jährige in Schweden ihre erste Etappe auf der Reise an – «Morgenzug zum Weltwirtschaftsforum in Davos», schrieb sie dazu auf Twitter.
Fahrtdauer hin und zurück: etwa 65 Stunden. Im Gepäck: ein Rucksack, ein kleiner roter Koffer und ein Demonstrationsschild mit der Aufschrift «Skolstrejk for klimatet» (Schulstreik fürs Klima).
Für die Anreise mit dem Zug entschied sie sich, weil Flugreisen viel CO2 ausstossen und damit klimaschädlich sind. Sie habe bereits erreicht, dass ihre Eltern vor einigen Jahren mit dem Fliegen aufgehört hätten, sagte sie vorab in einem Interview der schwedisch-norwegischen Sendung «Skavlan». Man könne die Zeit in der Bahn gut nutzen, um allerlei Dinge zu tun – zum Beispiel eine Rede zu schreiben.
Im Rahmen ihrer Protestaktion «Schulstreik fürs Klima» demonstriert Thunberg jeden Freitag vor dem Reichstag in Stockholm. Die Aktion fand bereits Nachahmer in aller Welt. Auf der UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz hatte sie im Dezember gesagt: «Wir müssen verstehen, was für ein Chaos die älteren Generationen angerichtet haben, das wir nun aufräumen und mit dem wir leben müssen.»
Kritik an Thunbergs «einfachen Botschaften»
Diverse Politiker am rechten Rand kritisierten den Auftritt in Kattowitz und sprachen von Kinderarbeit. Greta nimmt's cool. Doch: «Das Thema ist nicht unumstritten. Es ist klar, dass sich viele an diesen einfachen Botschaften stören», sagt SRF-Nordeuropa-Mitarbeiter Bruno Kaufmann.
Er weist darauf hin, dass sie ein Team um sich herum hat und sie letztlich «einfach die Person ist, die diese Botschaften weiterträgt». Mit ihren Anklagen gegen die Erwachsenenwelt habe die Jugendliche einen Nerv der Zeit getroffen, sagt Kaufmann. «Das birgt auch die Gefahr, dass sie instrumentalisiert wird. Es wird sich zeigen, wie lange sie auf dieser Welle weiterreiten kann und das Greta-Thunberg-Fieber Europa und die Welt ergreift.»