Gemüsebauer Thomas Wyssa unternimmt einen Feldversuch: Er pflanzt erstmals Salatsetzlinge, deren Töpfe statt 90 Prozent nur 60 Prozent Torf enthalten. Die 30 Prozent weniger machen einen grossen Unterschied.
«Wenn wir einen reduzierten Torfanteil haben, dann müssen wir schauen, dass die Töpfe nicht auseinanderfallen, und dass wir sie genau gleich maschinell pflanzen können wie mit mehr Torf», erklärt Wyssa.
Torf macht den Gemüseanbau effizient
Salat – wie auch andere Gemüsesetzlinge – wachsen in sogenannten Erdpresstöpfen. Torf besitzt eine einzigartige Pressbarkeit. So brauchen die Erdpresstöpfe keine Umhüllung. Sie halten sich selbst zusammen und können so maschinell gepflanzt werden.
Aber mit jedem Stück Torf geht Moorlandschaft verloren. Moore sind in der Schweiz seit 35 Jahren geschützt. Dennoch importiert die Schweiz Jahr für Jahr grosse Mengen Torf und trägt damit zur Zerstörung von Mooren in anderen Ländern bei.
Nach den letzten verfügbaren Daten importierte die Schweiz 2021 schätzungsweise 45'000 Tonnen Torf für die Gemüseproduktion. Dies entspricht über 45'000 Tonnen CO₂-Äquivalenten an Emissionen.
Im Gartenbau und der Hobby-Gärtnerei sind bereits deutliche Reduktionen erzielt worden. Im Gemüseanbau ist die Reduktion noch vergleichsweise klein.
Ziel: 40 Prozent Torf-Anteil
Der Bund hat 2012 ein Torfausstiegs-Konzept verabschiedet. Vertreter der Gemüsebranche haben vergangenen Sommer eine Absichtserklärung unterzeichnet. Gemeinsam versuchen die Marktteilnehmer, die Torfmenge schrittweise zu reduzieren:
- 2025 sollen im Gemüseanbau nur noch 70 Prozent Torf zum Einsatz kommen.
- 2028 sollen es noch 40 Prozent sein.
Vor allem den zweiten Schritt betrachten Gemüsebauer wie Thomas Wyssa kritisch: «Wenn diese Umstellung kommt, dann wird es fast nicht umsetzbar sein. Wir können nicht zusätzliche Kosten bei uns auf den Betrieben zulassen.»
Weniger Torf erhöht die Kosten. Das bestätigen auch Biobauern, in deren Anbau schon länger nur 70 Prozent Torf erlaubt sind. Heiner Gysi produziert Biosetzlinge. Sein Betrieb verwendet seit ein paar Jahren bereits freiwillig eine Substratmischung, welche nur zu 60 Prozent aus Torf besteht.
«Das war langer Weg, und man hat kein ebenbürtiges Produkt. Die Produktion ist teurer, und der Topf ist nicht ganz genauso perfekt, wie bei einem Topf aus reinem Torf-Substrat.» Schon das Substrat sei teurer. Zudem brauche es mehr Wasser, und man habe auch ein höheres Ausfallrisiko.
Ersatz gesucht
Es braucht Ersatz für den Torf. Alex Mathis ist Experte für Gemüseanbau der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Er begleitet den 60-Prozent-Versuch beim konventionellen Gemüsebauern Thomas Wyssa wissenschaftlich.
«Eine Alternative zu Torf besteht vor allem in Holzfaser, die im Kompost aufbereitet wird», sagt Mathis. «Und in der Kokosfaser – wobei man versucht, von Kokosfasern wegzukommen, weil sie keine gute Ökobilanz haben.»
Bund droht mit Importbeschränkung
Die Zeit drängt. Denn das Bundesamt für Umwelt (BAFU) macht klar, dass es an den gesetzten Zielen festhalten will. Die Spezialistin, Laura Tschümperlin, sagt: «Das Konzept des Torfausstiegs sieht in einer ersten Phase freiwillige Massnahmen vor. Wenn diese nicht ausreichend greifen, können handelspolitische Massnahmen eingeführt werden.»
Das bedeutet: Der Bund könnte den Import von Torf einschränken – oder gar verbieten.