Zürich wird Mailand. Zumindest, was die Temperaturen betrifft. Bis Mitte des Jahrhunderts wird sich die Zahl der Hitzetage – also der Tage mit Temperaturen über 30 Grad – in der Schweiz mehr als verdreifachen. Das zeigen Zahlen des Bundes. Entsprechend wärmer wird es in den Schweizer Büros und Wohnungen.
Marius Zumwald, Umweltwissenschaftler beim Beratungsunternehmen Wüest Partner, sagt: «Dies beeinflusst zum Beispiel unser Wohlbefinden, die Schlafqualität, die Arbeitsproduktivität und letztendlich auch unsere Gesundheit.» Für Zumwald bedeutet das: Wollen wir uns weiterhin in unseren Gebäuden wohlfühlen, werden Anpassungen nötig sein.
Anpassungsmöglichkeiten gibt es verschiedene. Auf der Hand liegt das Kühlen der Gebäude. Der Einbau von Kühlanlagen in Gebäuden kostet aber. Zumwald rechnet bis Mitte des Jahrhunderts mit Kosten von einer halben bis zweieinhalb Milliarden Franken pro Jahr. Kühlaggregate brauchen zudem grosse Mengen an Strom. Nur wenn dieser aus erneuerbaren Quellen stammt, wäre Kühlen aus Klimasicht unproblematisch.
Schattenspendende Gebäude
Noch ein Effekt von Kühlanlagen in Gebäuden dürfe nicht unterschätzt werden, betont Umweltwissenschaftler Zumwald: «Kühlaggregate, welche die Abwärme nach Aussen geben, erhöhen die Umgebungstemperatur weiter. Sie verschärfen also das Hitzeproblem. Dieser Effekt kommt insbesondere in Städten zum Tragen.»
Günstiger und unproblematischer wäre es, wenn sich Gebäude künftig gegenseitig mehr Schatten spenden würden. Doch mehr Schatten hiesse weniger Licht. Mit guter Planung seien da gute Lösungen möglich, meint der Experte von Wüest Partner: «Die Beschattung könnte vor allem zur Mittagszeit optimiert werden. Die gewünschte Abendsonne könnte man aber trotzdem zulassen.»
Kein Lichterlöschen an der Goldküste
Bei bestehenden Bauten wird die Beschattung deutlich schwieriger – auch, weil bisher Schatten tunlichst vermieden wurde. Einfamilienhäuser mit Umschwung lassen sich relativ einfach mit zusätzlichen Bäumen beschatten. Lagen wie die Zürcher Goldküste bleiben deshalb auch in Zukunft attraktiv und werden deshalb auf dem Immobilienmarkt kaum von weniger besonnten Orten überholt.
Der Wert von heute begehrten Dachwohnungen mitten in der Stadt aber könnte leiden, glaubt Zumwald: «Hier kann es sein, dass die Temperaturen ohne entsprechende Massnahmen im Sommer so hoch sind, dass die Aufenthaltsqualität sinkt oder die Temperatur sogar gesundheitsgefährdend wird. Dies hätte auch einen Einfluss auf die Vermietbarkeit.»
Natürlich hilft nicht nur Schatten gegen Hitze – auch beim Isolieren liegt noch viel Potenzial sowie bei der Wahl von Baumaterialien, die Wärme nicht aufnehmen, sondern zurückstrahlen. Dennoch: Schattenwurf wird mit der zunehmenden Klimaerwärmung neu interpretiert auf dem Immobilienmarkt.