«Persönlich haben Brady Dougan und ich eine weisse Weste», sagte Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, am Dienstagmorgen gegenüber Schweizer Radio und Fernsehen ins Mikrofon.
Tatsächlich, verschiedene Behörden in den USA, die Schweizer Bankenaufsicht Finma und externe Gutachter haben das Geschäftsgebaren der Credit Suisse in den USA untersucht. Beweise, dass die oberste Chefetage in die lukrativen Geschäfte mit amerikanischem Schwarzgeld involviert war, fanden sie keine.
So gesehen, stimmt der Ausdruck «weisse Weste». Trotzdem ist er deplatziert.
Urs Rohner war in der fraglichen Zeit Chefjurist der Bank und damit zuständig für Regeln und Massnahmen im Geschäft mit US-Kunden. Diese waren offenbar zu wenig klar, zu wenig griffig oder niemand hat sie durchgesetzt und kontrolliert.
Und Brady Dougan war in der fraglichen Zeit bereits Konzernchef und damit letztlich verantwortlich für alles, was in der Bank passiert oder nicht passiert. Dafür erhält er Jahr für Jahr ein fürstliches Gehalt und einen Bonus.
Heute nun muss die Credit Suisse wegen dieser Amerika-Geschäfte eine Busse von 2,8 Milliarden Dollar bezahlen und erst noch ein Schuldeingeständnis ablegen.
Aber keiner der Chefs stellt sich vor die Mitarbeitenden und die Aktionäre und sagt: «Ich bin verantwortlich, ich ziehe die Konsequenzen.»
Solches Gebaren lässt sich allenfalls mit einem Argument begründen: Im Moment kann sich die CS kein Vakuum an der Spitze leisten. Die Chefs müssen an Bord bleiben. Aber in ein paar Monaten, wenn die Zeiten ruhiger sind, gelten wieder normale Regeln – und dazu gehört: Chefs übernehmen die Verantwortung und nehmen den Hut, wenn unter ihrer Führung gravierende Fehler passiert sind.