Das Reisegeschäft ist ein hartes Pflaster. Schon lange. Die Digitalisierung hat die Art, wie dieses Geschäft betrieben wird, auf den Kopf gestellt. Und daran scheiterte nun mit Thomas Cook einer der grössten Reisekonzerne der Welt – und vor allem der älteste.
Den Vorgang mit Brexit, schwachem Pfund und daraus resultierender Reiseunlust der Briten zu erklären, greift zu kurz. Der Konzern war schon Jahre auf einem schlingernden Kurs und die Schuldenlast türmte sich immer höher auf. Gleichzeitig wurde der Preiskampf unter den Pauschalreiseanbietern immer brutaler.
Auch Schweizer Anbieter am Schlingern
Mit diesen Problemen ist Thomas Cook nicht allein. Gerade in der Schweiz muss man nicht weit suchen, um ähnliche Beispiele zu finden, die für die Umwälzungen in dieser Branche stehen. Kuoni verdiente während Jahren praktisch kein Geld mehr mit dem ursprünglichen Kerngeschäft.
Am gewinnträchtigsten war für den Schweizer Reisekonzern das Geschäft mit Visa-Dienstleistungen. Heute ist Kuoni ein Schatten seiner selbst. Die einzelnen Bereiche wurden aufgeteilt, das Reisebüro-Geschäft von der deutschen DER Touristik AG übernommen.
Ein weiteres helvetisches Beispiel für die Herausforderungen im Reisegeschäft ist Hotelplan. Die Reisetochter der Migros schrieb in den vergangenen Jahren öfter rote als schwarze Zahlen.
Reiselust als Herausforderung
Im Pauschalreisegeschäft sind die Margen dünn, die Wertschöpfungsketten lang, und auf dem Weg zum Kunden fallen überall Kommissionen und Provisionen an. Die Kunden aber buchen immer mehr online. Und da ist die Konkurrenz bekanntlich jeweils nur einen Mausklick weit weg.
Unter diesen Umständen ist die Finanzierung von teuren Filialnetzen immer schwieriger geworden. Kommt hinzu, dass gerade die Reiselust der Kunden sehr volatil sein kann und von vielen Faktoren abhängt. Auch Naturkatastrophen und Terrorängste gehören dazu.
Profiteure und weitere Opfer
Vom Absturz von Thomas Cook profitieren nun die Überlebenden. Die Tui-Aktie legte heute deutlich zu, weil die Anleger davon ausgehen, dass der grösste europäische Reisekonzern von der Lücke, die Thomas Cook hinterlassen wird, profitieren kann.
Die Folgen der Insolvenz von Thomas Cook werden noch lange anhalten – die Abwicklung wird viel Zeit in Anspruch nehmen. Und es muss wohl fast davon ausgegangen werden, dass der Untergang eines solchen Kolosses weitere Unternehmen mit ins Verderben ziehen wird.
Dass mit Thomas Cook nun ausgerechnet der Erfinder der Pauschalreise pleitegeht, der den Massentourismus erst auf den Weg brachte, kann man eigentlich nur als Ironie der Geschichte bezeichnen.