Die Argumentationslinie ist schon seit Jahren dieselbe: Die Verwaltungskosten der Krankenkassen seien vergleichsweise tief. Und wenn sie ins Verhältnis zu den gesamten Gesundheitskosten gesetzt würden, praktisch vernachlässigbar.
Konkret: Im letzten Jahren beliefen sich die verdienten Prämien der Krankenkassen auf 32.9 Milliarden Franken, der Betriebsaufwand oder eben die Verwaltungskosten auf 1.7 Milliarden – also 5.2 Prozent. So geht es aus den Betriebsrechnungen hervor, die von den Krankenkassen dem Bundesamt für Gesundheit gegenüber offengelegt werden müssen.
Verwaltungskosten innerhalb zehn Jahren um 35 Prozent gestiegen
Erstaunlich: In den letzten zehn Jahren ist der Verwaltungsaufwand sukzessive gestiegen, in absoluten Zahlen. Im Jahr 2013 belief er sich auf 1.26 Milliarden Franken und nahm dann Jahr für Jahr zu – mit einer Ausnahme im Jahr 2018.
Wie kann es sein, dass die Verwaltungskosten innerhalb von zehn Jahren um 35 Prozent zunehmen? Wenn sich zudem im selben Zeitraum die konsolidierte Teuerung um nur gerade 0.28 Prozent nach oben bewegte?
Das ist ein Massengeschäft, da müsste eigentlich mehr Effizienz drinliegen.
Der Krankenkassenverband Santésuisse verweist auf Investitionen, insbesondere in die Informatik der Krankenkassen, als Ursache für den gestiegenen Aufwand.
Klein muss nicht ineffizient sein
Das findet Krankenkassen-Experte Felix Schneuwly als Argument nur bedingt zulässig: «Das ist ein Massengeschäft, da müsste mehr Effizienz drin liegen. Die Verwaltungskosten müssten im Durchschnitt unter 5 Prozent sinken. Und es ist ja nur der Durchschnitt, es gibt Kassen mit sehr hohen Verwaltungskosten von 10 Prozent.»
Ein Ausreisser ist beispielsweise die kleine Krankenkasse Institut Ingenbohl, die aus Einsiedeln heraus fast schweizweit aktiv ist, aber nur etwas über 700 Versicherte hat. Im letzten Jahr belief sich der Anteil der Verwaltungskosten an den verdienten Prämien 20 Prozent. Anders formuliert: Von 100 Prämien-Franken versickern 20 Franken in der Verwaltung.
Dass klein nicht gleich ineffizient heissen muss, zeigt das Beispiel der Krankenkasse Luzerner Hinterland, die mit einem Verwaltungskostenanteil von 3 Prozent letztes Jahr zu den wirtschaftlichsten Kassen überhaupt gehörte. Sie zählt 23'000 Versicherte.
Gibt es irgendwann nur noch 10 Krankenkassen?
Von den grossen Kassen schafften es die Visana (4.3 Prozent), CSS und Helsana (beide 4.7 Prozent) sowie Concordia (4.9 Prozent) mit ihrem Verwaltungskostenanteil unter den 5-Prozent-Durchschnitt. Einen vergleichsweise hohen Anteil weist KPT aus, mit 6.7 Prozent.
Wenn eine Krankenkasse zu teuer ist, ist sie auf dem Markt nicht mehr wettbewerbsfähig, verliert Kunden und wird schliessen müssen.
Der Verband Santésuisse stellt sich auf den Standpunkt, dass der Wettbewerb die weitere Entwicklung richten werde: «Wenn eine Krankenkasse zu teuer ist, weil sie Verwaltungskosten nicht im Griff hat, ist sie auf dem Markt nicht mehr wettbewerbsfähig. Dann verliert sie Kunden und wird schliessen müssen.» Das passiere ja bereits, sagt Direktorin Verana Nold.
Dem pflichtet auch Krankenkassen-Experte Felix Schneuwly bei und formuliert eine aus seiner Sicht ideale Anzahl Anbieter für den Schweizer Markt: «1996 beim Start des Krankenversicherungsgesetzes gab es noch 145 Kassen. Es fand also bis heute eine Konsolidierung auf 43 Kassen statt.» Dieser Prozess gehe wohl weiter. «Wenn es ökonomisch sinnvoll ist, käme man auf etwa zehn Krankenversicherer.» Also rund viermal weniger als heute. Das dürfte aber noch lange dauern.