- Die Prämien in der Grundversicherung steigen nächstes Jahr um mehr als 8 Prozent an.
- Viele dürfte der Anstieg zu einem Wechsel zu einer günstigeren Versicherung bewegen.
- Um die Kundschaft buhlen die Krankenkassen etwa mit Werbung.
- Laut dem Marktforschungsinstitut Media Focus haben die Versicherer in den vergangenen Monaten mehr Werbung gemacht als im Vorjahr.
Die Krankenkassen sind im Alltag allgegenwärtig. Von Werbedisplays an Bahnhöfen strahlen Gesundheitstipps, Versicherungslogos prangern auf den Rücken von Fussballern und durch Bern kurvt ein Tram mit Krankenkassen-Branding.
Tatsächlich gab es mehr solcher Werbungen als auch schon. Gemäss Media Focus sind die Brutto-Werbeausgaben der Versicherungen im September und Oktober um 9 Prozent gestiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Präsenter waren die Krankenkassen etwa auf Plakatwänden oder Werbebildschirmen. Laut Media Focus stiegen die Brutto-Werbeausgaben der Versicherungen im Bereich «Out-of-Home» (OOH) um 28 Prozent in der Vergleichsperiode. Die Brutto-Werbeausgaben entsprechen dem Gegenwert der Werbeschaltung gemäss den offiziellen Bruttolistenpreisen der Anbieter von Werbeplätzen und nicht den tatsächlichen Ausgaben, da keine Rabatte oder sonstige Nachlässe berücksichtigt werden.
Die Diskussion ist nicht zielführend: Die Werbekosten machen 0.2 Prozent der Prämien aus.
2022 haben alle Versicherer in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) – also in der Grundversicherung – 72.6 Millionen Franken für Werbung ausgegeben. Das zeigen die Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG), das die Branche beaufsichtigt. 2013 betrugen die Werbekosten 57.6 Millionen Franken. Damit sind die Werbeausgaben von damals bis heute um rund 26 Prozent gestiegen.
Was sind die Gründe für den Anstieg? Der Branchenverband Curafutura nimmt allgemein Stellung und schreibt: «Die Diskussion ist nicht zielführend: Die Werbekosten machen 0.2 Prozent der Prämien aus. Der Fokus muss auf den Leistungskosten liegen. Diese, wie beispielsweise Spital, Arztpraxen oder Medikamente, machen 95 Prozent der Prämien aus und sind der Motor des Prämienwachstums. Da muss man ansetzen. Alles andere ist Irreführung.» Ähnlich sieht es auch der Verband Santésuisse.
Konsumentenschutz kritisiert Ausgaben
An den gestiegenen Werbeausgaben der Krankenkassen stört sich der Konsumentenschutz. «Es ist sehr fraglich, ob es das braucht, weil es in der Grundversicherung eigentlich keinen Wettbewerb hat», findet Geschäftsführerin Sara Stalder. Die Krankenkassen würden sich einfach die Kundinnen und Kunden gegenseitig abjagen.
Stalder wirft den Krankenkassen auch vor, dass sie die Werbung in der Grundversicherung nutzen würden, um Kundschaft auch in das «lukrativere» Geschäft mit den Zusatzversicherungen zu locken. «Die Versicherungsgesellschaften haben oft Grund- und Zusatzversicherung. Daher ist es wichtig, dass sie als Versicherungsgesellschaft präsent sind mit ihrer Werbung», sagt sie.
Zu diesen Vorwürfen nimmt die Branche keine Stellung. Klar ist, dass die Krankenkassen die Kosten «auf das für eine wirtschaftliche Geschäftsführung erforderliche Mass beschränken» müssen. So will es das Gesetz. In diesem Rahmen ist es alleine ihnen überlassen, wie viel Geld sie für Werbung ausgeben.