In der Stahlindustrie herrscht nicht gerade Goldgräberstimmung. In der Politik wurden bereits Rufe nach Staatshilfe laut. Auch der Schweizer Stahlhersteller Swiss Steel steckt in der Krise.
Die Aktionäre haben darum an der ausserordentlichen Generalversammlung eine weitere Kapitalerhöhung beschlossen, die dritte in vier Jahren. Möglich ist die Kapitalerhöhung von 300 Millionen Euro nur, weil der Hauptaktionär Martin Haefner bereit ist, diese mitzutragen.
Kein Gönner, sondern ein Mathematiker
Der Amag-Erbe und heutiger Besitzer gehört mit geschätzten fünf Milliarden Franken Vermögen zu den reichsten Personen der Schweiz, fördert auch junge Unternehmen und engagiert sich für Forschung und Wissenschaft. Doch für einen Mäzen hält sich Martin Haefner nicht. Swiss Steel habe keinen Gönner nötig. Er glaube an die Zukunft der Stahlindustrie. Damit lasse sich Geld verdienen. «Wenn man die Firma richtig aufstellt, gut managt, sollte das auch in der heutigen Zeit gut möglich sein.»
Haefner zeigt sich optimistisch in einer Zeit, in der die Energiepreise hoch sind und die Nachfrage verhalten. In den Stahlwerken von Swiss Steel wird Schrott, zum Beispiel Alteisen, eingeschmolzen und neuer Edelstahl hergestellt. Das ist nachhaltig und Teil der viel propagierten Kreislaufwirtschaft: ein zukunftsträchtiges Geschäftsfeld, so Haefner.
Eine reine Herzensangelegenheit seien Swiss Steel und auch seine anderen Investitionen in Industriebetriebe wie Rieter, Autoneum oder Climeworks für Haefner nicht: «Diese Investments sind nicht mäzenatisch zu verstehen, ich kann durchaus auch rechnen.» Haefner muss es wissen: Er ist Mathematiker und unterrichtete jahrelang an Mittelschulen.
Zwei uneinige Grossaktionäre
Seine ehemaligen Schüler beschreiben ihn als engagierten Lehrer. Er wird von Weggefährten als freundlich, zurückhaltend, aber auch beharrlich beschrieben. So hat sich der heute 70-Jährige bei Swiss Steel auch gegen den anderen grossen Aktionär, Peter Spuhler, durchgesetzt. Letzter war nicht bereit, Swiss Steel unter aktueller Strategie und Führung eine weitere Finanzspritze zu verpassen. Im März traten auch Spuhlers Vertreter im Verwaltungsrat zurück.
Medien berichteten von einem Zerwürfnis zwischen den beiden Grossaktionären Haefner und Spuhler. Eine Übertreibung, sagt Haefner. «Wir waren einfach verschiedener Meinung über die Art und Weise, wie man diese Firma führt. Aber mittlerweile ist ja diese Frage geklärt.»
Geklärt heisst: der bisherige Präsident und das Management bleiben und machen die Arbeit weiter, auf der Grundlage des bestehenden Restrukturierungsplans.
Der Mann im Hintergrund
Haefner hat bereits zwei Kapitalerhöhungen mitgetragen und mehrere hundert Millionen Franken in das Unternehmen gesteckt. «Die Summe, die ich bis anhin investiert habe und die Summen, welche vielleicht noch einmal nötig werden, lassen mich immer noch ruhig schlafen.»
Dass er dabei vorübergehend zum alleinigen starken Mann aufsteigt, passt zwar nicht zu seiner Strategie als Investor. Er strebt keine Aktienmehrheiten an, abgesehen von der Amag, die ihm gehört. Minderheitspositionen sind ihm lieber. Sollte seine Rechnung aufgehen, bräuchte es seine starke Position längerfristig nicht mehr. Denn Swiss Steel wäre dann aus eigener Kraft erfolgreich.