Wenig Freude an der zusätzlichen Arbeit für die Detailhandels-Angestellten am «Black Friday» haben die Gewerkschaften. In Deutschland und Italien ist es deswegen zu Streikaktionen beim Internet-Versandhändler Amazon gekommen.
Streiks in Deutschland
In Deutschland rief die Gewerkschaft Verdi die Mitarbeiter mehrerer Amazon-Standorte zum Streik auf. Verdi fordert den Online-Händler zu Verhandlungen über einen Tarifvertrag auf. Der US-Konzern, der in Deutschland an mehreren Standorten mehr als 12'000 festangestellte Mitarbeiter beschäftigt, verweigert seit Jahren Gespräche. Er sieht sich auch ohne Tarifvertrag als guter Arbeitgeber.
An den Arbeitsniederlegungen am «Black Friday» beteiligen sich laut der Gewerkschaft Beschäftigte an den sechs grossen Amazon-Standorten Bad Hersfeld (Hessen), Leipzig (Sachsen), Rheinberg (NRW), Werne (NRW), Graben (Bayern) und Koblenz (Rheinland-Pfalz). Der Streik soll teilweise bis am Samstagabend dauern.
Offenbar schwach befolgter Ausstand
Laut Amazon haben die Arbeitsniederlegungen aber keine Auswirkungen auf die Auslieferungen der bestellten Artikel. Die Mehrheit der Mitarbeiter habe normal gearbeitet, hiess es. Am Donnerstag hätten deutschlandweit nur 570 Angestellte an dem Ausstand teilgenommen, erklärte ein Konzernsprecher.
«Die Beschäftigten gehören besonders an einem Tag wie dem Black Friday in den Mittelpunkt gestellt», sagte ein Verdi-Streikleiter. «Im Dienste von Jeff Bezos (Amazon-Gründer) und der Kunden sollen sie zum «Black Friday» Höchstleistungen erbringen, und dies unter Arbeitsbedingungen, die auf Dauer krank machen.» Daran müsse sich endlich etwas ändern.
Sechstagewoche für 1350 Euro in Italien
Auch in Italien sind die Amazon-Angestellten mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden. Deshalb bestreiken sie am heutigen «Black Friday» das grösste Verteilzentrum des Landes.
Wie in Deutschland beklagt sich auch das Personal in Piacenza über zu lange Arbeitsschichten und eine Sechstagewoche. Dafür verdiene ein dortiger Angestellter umgerechnet 1350 Franken, wie «La Repubblica» schreibt. Auch würden viele Angestellte durch repetitive, immer gleiche Arbeitsbewegungen krank.
Jetzt müssen andere Amazon-Angestellte ran
Laut Angaben der italienischen Gewerkschaften verhandelt man seit einem Jahr mit Amazon – ohne Ergebnis. Dazu heisst es von Amazon, man bezahle die höchsten Löhne in der italienischen Logistik-Branche. Zudem könnten Amazon-Angestellte verbilligt online einkaufen. Auch würde das Personal von verbilligten Krankenversicherungen profitieren.
Für die Kunden sollte die Streikaktion bei Amazon in Piacenza keine Auswirkungen haben: «Wir werden alle bestellten Produkte rechtzeitig ausliefern», sagte die Konzernsprecherin gegenüber der «Repubblica». Man könne auf andere Amazon-Arbeitskräfte in Italien und Europa zurückgreifen.