Bis ihm in den USA der Prozess gemacht wird, dürfte es noch Monate dauern. Aber einen ersten wichtigen Auftritt vor einem New Yorker Gericht hat Sam Bankman-Fried bereits hinter sich. Laut Beobachtern vor Ort soll er am Donnerstag dort vor dem Richter lediglich drei Worte gesagt haben: «Yes, I do» – Ja, er verstehe, unter welchen Bedingungen er vorläufig wieder auf freien Fuss gesetzt werde.
Der vor Kurzem noch schwerreiche, beliebte und weit über die Krypto-Szene hinaus gefeierte 30-jährige Krypto-Unternehmer hinterlegt eine Kaution von 250 Millionen Dollar, damit er bis Prozessbeginn und damit auch die anstehenden Festtage statt in Haft bei seinen Eltern in Kalifornien wohnen kann.
Sein Reisepass wurde eingezogen und er wird streng überwacht. Seine Mimik beim Verlassen des Gerichtsgebäudes lässt sich nicht eindeutig beschreiben: Manche wollen ein Lächeln gesehen haben, andere haben einen traurigen, nachdenklichen jungen Mann beobachtet.
Happige Vorwürfe der Staatsanwaltschaft
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft sowie der US-Börsenaufsicht gegen ihn sind happig: Betrug, Verschwörung, Geldwäscherei, Veruntreuung und was es sonst noch an schweren Finanz-Straftaten gibt. Sollte ihn das Gericht einst verurteilen, droht eine lebenslange Haftstrafe.
Und es sieht, Stand heute, nicht gut aus für Bankman-Fried. Denn ein mutmasslicher Mittäter und eine Mittäterin haben sich laut Staatsanwalt diese Woche schuldig bekannt und wollen gegen ihren ehemaligen Geschäftspartner aussagen, was sich für sie strafmildernd auswirken könnte.
Bei der Mittäterin handelt es sich um Caroline Ellison, die auch privat eine enge Beziehung mit Bankman-Fried gepflegt haben soll. Sie dürfte tief in die Machenschaften der FTX Einblick gehabt haben und gilt daher als grosse Bedrohung für den Hauptangeklagten.
Der FTX-Fall hat viel Geld verbrannt
An der Krypto-Börse FTX konnten Anlegerinnen und Anleger Krypto-Währungen handeln. Nach Gerüchten, wonach die Börse illegale Praktiken anwende, zogen viele ihr Geld ab. Das brachte FTX Liquiditätsprobleme, was Anfang November in der Insolvenz endete. Experten gehen davon aus, dass hunderttausende Anleger auf der ganzen Welt insgesamt Milliarden verlieren werden.
Der FTX-Fall hat das Vertrauen in die Branche kaputt gemacht und die Kurse nahezu aller Krypto-Währungen unter Druck gesetzt. Die Lage im ohnehin schon schwierigen Krypto-Jahr 2022 wurde nochmals verschärft. Unklar ist, wie viele weitere Unternehmen im Zuge der FTX-Insolvenz ebenfalls noch ins Straucheln kommen werden. Bankman-Fried wird dies bei seinen Eltern zu Hause mitverfolgen können. Seinen nächsten Gerichtstermin muss er am 3. Januar wahrnehmen. Dort dürfte er sich «schuldig» oder «unschuldig» bekennen müssen.