Der Zusammenbruch der Handelsplattform FTX dürfte noch weitere Unternehmen in den Abgrund reissen. Davon ist Caroline Hilb überzeugt.
Sie leitet die Anlage-Strategie der St. Galler Kantonalbank und sagt: «Es wird eine Art Bereinigungsprozess geben. Im Moment existieren extrem viele Kryptowährungen und sehr viele Handelsplattformen. Diese werden eine solche ‹Mini-Finanzkrise› so nicht überstehen.»
Zutaten vergleichbar mit Finanzkrise
Sie beobachtet in den aktuellen Turbulenzen rund um Kryptowährungen ähnliche Zutaten wie in der Finanzkrise von 2008. Es gehe für die Kryptoszene nun vor allem darum, Vertrauen zurückzugewinnen.
Bei Sygnum herrscht keine Krisenstimmung. Die Kryptobank mit Bankenlizenz hat Niederlassungen in Zürich und Singapur und ist von der Finma zertifiziert.
Das sei laut Geschäftsführer Mathias Imbach jetzt ein Vorteil – Anleger kämen in Scharen: «Seit Anfang November haben wir schon 270 Millionen Neugelder generieren können», sagt Imbach. «Wir helfen unseren Kunden sicherzustellen, dass ihre Assets sicher sind. Momentan sieht es so aus, dass wir bis Ende Monat 400 bis 500 Millionen Neugelder generieren können – das hat es noch nie gegeben.»
Branche an Wendepunkt
Er sieht die Branche nun an einem entscheidenden Punkt, «weg vom wilden Westen, von schlechter Governance und blindem Vertrauen in Einzelpersonen hin zu international koordinierten regulatorischen Rahmenbedingungen». Es trenne sich jetzt die Spreu vom Weizen.
Kryptowährungen waren lange das Geld der Träume. Sie haben unzählige Profiteure hervorgebracht. Niklas Nikolajsen etwa hat 2013 die Kryptobörse Bitcoin Suisse gegründet und heute ein geschätztes Vermögen von mehr als 300 Millionen Franken.
Inzwischen hat sich der gebürtige Däne aus dem Unternehmen zurückgezogen und konzentriert sich aufs Geldausgeben. Er besitzt zahlreiche Immobilien, hat sich einen Panzer gekauft, und in seinem Wohnzimmer ist eines der grössten Gold-Nuggets ausgestellt, das je gefunden wurde.
Nikolajsen will keine Kryptokrise sehen. «Es ist wichtig zu sagen, dass es nicht der Fehler der Kryptotechnologie ist», meint er. «Es ist der Fehler von Leuten, die einem 29-jährigen College-Absolventen Milliarden von US-Dollar geben, ohne dessen Geschäftsmodell zu hinterfragen.»
Kryptowährungen haben bis zu 94 Prozent eingebüsst
Gleichwohl haben Kryptowährungen zuletzt stark an Wert eingebüsst, auch schon vor dem Zusammenbruch von FTX. Bitcoin hat innerhalb eines Jahres 74 Prozent verloren, Ethereum 73 Prozent und die Währung Solana gar 94 Prozent.
Deshalb ist klar: Solange die Branche weiterhin schwach reguliert ist, braucht, wer mit Kryptowährungen handeln will, sehr starke Nerven.