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Krypto-Finanz Coinbase-Börsengang verleiht Krypto-Finanz Aufwind

Wie funktioniert das Geschäft von Coinbase? Das kalifornische Unternehmen Coinbase betreibt eine Plattform für den Handel mit Bitcoin, Ethereum und anderen Kryptowährungen. Diese digitalen Zahlungsmittel basieren auf der Blockchain-Technologie. Sie unterscheiden sich grundsätzlich von herkömmlichen Währungen wie Dollar, Euro oder Franken. So werden Kryptowährungen nicht von einer Notenbank oder vom Staat herausgegeben, sondern entstehen dezentral in Computernetzwerken.

Für den Handel mit Cyber-Devisen kassiert Coinbase Gebühren. Insgesamt nahm Coinbase letztes Jahr über eine Milliarde Dollar ein und schrieb gut 300 Millionen Dollar Gewinn.

Was verändert sich durch den Börsengang von Coinbase? Anlegerinnen und Anleger können ab nun am US-Aktienmarkt regulär Titel von Coinbase kaufen, wie andere Aktien auch. Dennoch ist der Börsengang aussergewöhnlich, nur schon wegen seiner schieren Grösse: Die Handelsplattform für Digitalgeld dürfte es auf eine gigantische Marktbewertung bringen, denn derzeit boomt der Handel mit Cyber-Devisen wie Bitcoin. Zudem steht der Börsengang symbolisch für den Aufstieg der Krypto-Finanz.

Wie ist der Börsengang gelaufen? Bislang befanden sich die Aktien der 2012 gegründeten Firma im Besitz einer Reihe von Investoren. Nun ist ein Teil davon am Aktienmarkt im Handel. Das Börsendebüt war eine Direktplatzierung. Das heisst: Die Öffnung für das breite Publikum fand ohne die Hilfe von Investmentbanken statt. Es wurden auch keine neuen Aktien geschaffen, sondern bereits existierenden Papiere wechselten die Hand.

Die Platzierung an der Nasdaq kann als Erfolg gewertet werden. Am ersten Handelstag schafften es die Aktien von Coinbase auf den gigantischen Börsenwert von rund 90 Milliarden Dollar. Damit ist der Krypto-Handelsplatz höher bewertet als die Betreiber von anderen, etablierten US-Aktienbörsen.

Steigt mit dem Aufstieg dieser Krypto-Plattform das Risiko im Finanzsystem? Cyber-Devisen sind tatsächlich teils starken Wertschwankungen ausgesetzt. So brach der Bitcoin-Kurs in der Vergangenheit wiederholt heftig ein. In den letzten zwölf Monaten hat sich der Kurs dagegen mehr als versiebenfacht auf ein neues Rekordhoch. Andere digitale Währungen entwickeln sich ähnlich unberechenbar.

Experten warnen vor einer Blase, die jederzeit platzen könnte. Allerdings sagen Beobachter auch, dass der Gebrauch von Kryptowährungen durch staatliche Regulierung stärker eingeschränkt werden könnte. Grund dafür ist die Sorge, dass sich mehr und mehr Anlegerinnen und Anleger mit Krypto-Geld verspekulieren könnten. Ob der Krypto-Boom das Finanzsystem insgesamt krisenanfälliger macht, ist umstritten.

Ist die Krypto-Finanz mehr als ein Hype? Die etablierte Finanzwelt hat den Kryptomarkt lange nicht ernst genommen. Doch mittlerweile ermöglichen viele Banken ihrer Kundschaft Krypto-Anlagen. Auch manche Firmen wie Tesla akzeptieren neuerdings Bitcoin als Zahlungsmittel. Dazu kommen diverse Jungunternehmen im Fintech-Sektor, die neue Krypto-Angebote lancieren. Der Anwendungsbereich der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie weitet sich dadurch aus.

Nun tritt Coinbase als grösste Krypto-Börse der USA ins Rampenlicht. Auch wenn die Kurse von Bitcoin & Co. bald wieder einbrechen sollten, wird Krypto-Finanz wohl kaum so rasch wieder von der Bühne verschwinden.

Echo der Zeit; 14.04.2021; 18:00 Uhr

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