Das sind die neuesten Zahlen zur Aussteuerung: Von 2019 bis 2023 waren im Schnitt 25'000 Personen pro Jahr von der Arbeitslosenversicherung ausgesteuert. Das geht aus einem neuen Bericht des Bundesamts für Statistik BFS hervor.
Darum schwanken die Aussteuerungen: Die Zahl der Ausgesteuerten schwankt beträchtlich von Jahr zu Jahr. Das hat mit der Konjunktur zu tun. Allerdings zeigt sich ein wirtschaftlicher Abschwung in den Ausgesteuertenzahlen erst verzögert, da die Menschen meist erst ausgesteuert werden, nachdem sie zwei Jahre arbeitslos waren. So ist der Ausreisser von 2011 etwa mit der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/2009 zu erklären. Dass es hingegen 2020 sehr wenig Aussteuerungen gab, hat mit Corona zu tun. Während der Pandemie wurde die Frist verlängert, während der Arbeitslose Taggelder beziehen konnten.
Das sind Risikofaktoren: Besonders betroffen von Langzeit-Arbeitslosigkeit sind Personen über 45, solche ohne Berufsausbildung und Ausländerinnen und Ausländer. Auch Frauen und alleinlebende Personen sind öfter ausgesteuert als der Durchschnitt der Erwerbstätigen.
Der Wiedereinstieg gelingt oft: Bereits nach dem ersten Jahr der Aussteuerung ist mehr als die Hälfte der Personen wieder erwerbstätig, nach fünf Jahren sind es zwei Drittel. Dafür gibt es laut Experten verschiedene Gründe. Erstens brauchen viele Menschen demnach mehr Zeit, um eine Stelle zu finden, als die maximal zwei Jahre, während denen sie Arbeitslosengeld bekommen. Zweitens steigt ohne Unterstützung auch der Druck, eine Stelle anzunehmen, die a priori nicht den eigenen Wünschen entspricht. Allerdings: Es ist nicht für alle gleich leicht, wieder eine Stelle zu finden. Männer finden zum Beispiel eher wieder eine Arbeit als Frauen. Ausserdem ist es leichter im Dienstleistungssektor wieder Fuss zu fassen als in der Industrie.
Lohneinbussen sind an der Tagesordnung: Personen, die lange arbeitslos waren, verdienen, wenn sie wieder eine Stelle gefunden haben, weniger als andere Angestellte. Die Hälfte der Ausgesteuerten verdient weniger als 29.80 Franken pro Stunde. Beim Rest der Erwerbstätigen liegt der sogenannte Medianlohn acht Franken höher. Der Lohnunterschied ist dabei vor allem bei den oberen Berufsgruppen ausgeprägt, insbesondere bei Führungskräften.
Die Arbeitsverhältnisse sind teils prekär: Der Grossteil der ausgesteuerten Personen lässt sich wieder irgendwo anstellen. Die Mehrheit erhält auch einen unbefristeten Vertrag. Ehemalige Langzeitarbeitslose arbeiten aber häufiger in sogenannten «atypischen Arbeitsverhältnissen»: Arbeit auf Abruf und Anstellungen über Agenturen sind verbreiterter, als sonst bei den Erwerbstätigen. Auch arbeiten viele Personen weniger, als sie eigentlich gerne würden.