Die Coronakrise macht erfinderisch. Das zeigte sich kürzlich auch beim Carsharing-Anbieter Mobility. Weil während des Lockdowns die Nachfrage nach kurzfristigen Autofahrten stark einbrach, passte das Unternehmen sein Angebot an. 400 Fahrzeuge wurden langfristig vermietet, zum Beispiel auch an medizinische Pflegedienste. Mobility prüft nun, ob das Angebot beibehalten wird. Es ist das jüngste Beispiel im Bereich der wachsenden Auto-Abo-Angebote.
Schon länger im Geschäft ist Léa Miggiano. Die Jungunternehmerin ist Mitgründerin von Carvolution und bietet seit zwei Jahren Autos zum monatlichen Fixpreis an. Die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen hätten sich stark verändert, ist sie überzeugt. Ein eigenes Auto zu besitzen sei passé.
Heutige Mobilitätsangebote müssten auf die sich verändernden Bedürfnisse der Konsumentinnen eingehen können. So brauche man nicht in jeder Lebensphase dasselbe Auto. Ein Auto-Abo sei die ideale Antwort. Dabei ist alles inklusive: vom Pneu-Wechsel über die Versicherung bis hin zur Reparatur. Nur das Benzin muss noch zusätzlich berappt werden. Ein VW Polo kostet so beispielsweise monatlich 450 Franken bei einer Abo-Laufzeit von 3 Jahren.
Am Anfang belächelt
Miggiano erinnert sich: «Zu Beginn hat man die Idee doch etwas hinterfragt oder vielleicht auch belächelt: Ein Auto im Abo? Wer will so was?». Offenbar einige: Mit wenigen Autos hat man 2018 losgelegt, mittlerweile sind es über tausend. Auch weitere Investoren wurden auf das Start-up aufmerksam. Die Mobiliar-Versicherung ist als strategischer Partner eingestiegen. Das blieb im Autogewerbe nicht unbeachtet.
Verschiedene ähnliche Angebote folgten, unter anderem auch von Clyde, einem Spin-off des Branchenriesen Amag. Wird die erfolgreiche Geschäftsidee kopiert? Amag-Kommunikationschef Dino Graf winkt ab: «Die Idee, die ist bei uns schon länger im Hause». Aber man brauche die Zeit, die Kapazitäten und Möglichkeiten um ein solches Angebot richtig aufzubauen.
Beitrag zu nachhaltigerer Mobilität
Allerdings handle es sich beim Auto-Abo um eine Nische. Noch immer würden in der Schweiz jährlich 300'000 Neuwagen verkauft. Deshalb sehe man die Abos vor allem auch als Chance, den Konsumenten die Elektromobilität näherzubringen. Habe ich die nötige Ladeinfrastruktur? Wie gross ist die Reichweite? Das seien durchaus offene Fragen, die von einem Kauf abhalten könnten. Dabei habe man mit einem Auto-Abo die Möglichkeit, einfach mal auszuprobieren.
Das sieht auch Léa Miggiano so. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter: «Wir fördern auch das Bewusstsein der Leute». Welches ist das passende Auto, wenn die drei Kinder mal ausgezogen sind? «Brauche ich dann noch den grossen SUV oder reicht dann auch ein Kleinwagen?». Somit leiste man durchaus auch einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Mobilität. Die Jungunternehmerin ist überzeugt, dass das Auto-Abo auch deshalb keine Nische bleiben wird.