Unternehmen erwarten von ihren Angestellten lebenslanges Lernen. Dies schafft günstige Voraussetzungen für die Weiterbildungsbranche. Entsprechend breit ist das Angebot. Wer heute eine Weiterbildung sucht, stösst auf eine riesige Auswahl. In der Schweiz gibt es rund 3000 Anbieter.
Diplom-Inflation
Der Personalberater und Leiter des Zentrums für Personalmanagement und Führung an der Hochschule für Wirtschaft Zürich, Matthias Mölleney, ist überzeugt, dass es eine Zeit lang bei vielen darum ging, Diplome zu sammeln. «Heute schaut man aber genauer hin. An welcher Institution wurde das Diplom erworben, hat diese einen guten Ruf? Welche Inhalte wurden konkret vermittelt? Wer sind die Lehrenden?» Dementsprechend sollten Bewerberinnen und Bewerber nicht mehr nur den Titel der Weiterbildung aufschreiben, sondern die wichtigsten Module und Inhalte festhalten.
Trotz des Fachkräftemangels sei es wichtig, sich regelmässig weiterzubilden. Auch wenn es der Personalvermittler selten sieht: Wer 20 Jahre im Beruf ist und sich nie weitergebildet hat, ist weniger attraktiv.
Um im riesigen Angebot die passende Weiterbildung zu finden, rät Matthias Mölleney, sich zu fragen: Was kann ich? Welche Fähigkeiten möchte ich haben? Wenn man eine bestimmte Position anstrebt, lohnt es sich, bei grösseren Unternehmen mit der Personalabteilung zu sprechen.
Die Branche erholt sich nur schleppend von Corona
Der Branchenverband untersucht jährlich die Stimmung auf dem Weiterbildungsmarkt. «Corona war ein harter Schlag und man hatte sich eine schnellere Erholung erhofft», so Saambavi Poopalapillai, Autorin der Studie.
Bei den befragten Anbietern konnte jeder fünfte angebotene Kurs nicht durchgeführt werden, was ebenfalls auf eine nur langsame Erholung hindeutet. Dennoch schätzt die Hälfte der Anbieter die Nachfrageentwicklung positiv ein und blickt zuversichtlich in die Zukunft.
Kein Interesse an Online-Kursen
Gerade während der Corona-Zeit waren die reinen Online-Kurse meist die einzigen, die wie geplant durchgeführt wurden. Dementsprechend beliebt waren sie. Allerdings gibt es bei den Online-Kursen eine starke Konkurrenz. So bieten auch renommierte amerikanische und britische Universitäten mit grossen Namen Weiterbildungen an, welche meist einen Bruchteil kosten.
Auch in der Branche hat man die Konkurrenz erkannt, stellt allerdings erleichtert fest, dass reine Online-Kurse weniger gefragt sind. Während der Pandemie sahen knapp ein Drittel der Anbieter ihren Schwerpunkt in reinen Online-Formaten, in diesem Jahr ist es nicht einmal mehr jeder Fünfte. Viele wollen nicht mehr zu Hause vor dem Bildschirm sitzen, sondern sich auch austauschen und vernetzen können.