- Mit einem Festakt am Hauptsitz in Frankfurt ist Mario Draghi, der scheidende Chef der Europäischen Zentralbank, gewürdigt worden.
- In seiner Abschiedsrede rief Draghi die Notenbanken auf, geeint aufzutreten.
- Der 72-Jährige gibt sein Amt nach achtjähriger Amtszeit ab. Für seine Arbeit erntet er breites Lob.
Europas scheidender oberster Währungshüter sagte zu seinem Abschied: «Was den EZB-Rat eint, war immer und wird immer viel stärker sein, als irgendetwas, das ihn spalten könnte.»
Zugleich forderte Draghi, Europa müsse stärker werden. «Es ist Zeit für mehr Europa und nicht für weniger.» In einer globalisierten Welt bedeute geteilte Souveränität mehr Souveränität. Europa müsse sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen. «Risiken zu teilen kann helfen, Risiken zu verringern», mahnte Draghi.
An der Veranstaltung nahmen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Italiens Staatschef Sergio Mattarella teil.
Breites Lob für den Italiener
Merkel dankte Draghi etwa für seinen Einsatz für die Stabilität und die Weiterentwicklung des Euroraumes. Draghi habe den Euroraum erfolgreich durch die Euro-Schuldenkrise geführt, die Unabhängigkeit der EZB bewahrt und die Währungsunion gestärkt, sagte die CDU-Politikerin. Macron betonte in seiner Rede, Draghi habe für die Menschen in Europa gehandelt.
Höchstes Lob fand auch EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker via Twitter. «Mario Draghi war ein herausragender Zentralbankpräsident. Ein echter Maestro der europäischen Geldpolitik», schrieb Juncker. Draghi sei es gelungen, mit seinen wenigen Worten – «whatever it takes» – Ruhe und Zuversicht zu verbreiten.
Draghi hatte im Jahr 2012 so Geschichte geschrieben: «Die EZB ist bereit, im Rahmen ihres Mandats alles zu tun, was nötig ist, um den Euro zu retten. Und glauben Sie mir: Es wird genug sein», versprach Draghi. Sein Machtwort stabilisierte die Eurozone in der schwersten Krise ihrer jungen Geschichte.
Lagarde übernimmt das Amt
Draghi scheidet Ende des Monats nach acht Jahren aus dem Amt. Im November übernimmt die Französin und ehemalige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, das Ruder. Lagarde sieht Draghi als Vorbild für ihr künftiges Engagement an der Spitze der EZB. Er habe stets das Mandat der Preisstabilität hochgehalten und zudem dazu beigetragen, dass der Euro so populär wie nie zuvor sei.
An Draghi gerichtet sagte Lagarde auf der Abschiedsveranstaltung: «Ihr Erbe ist für uns die Herausforderung, weiter in Ihrem Sinne zu wirken mit Weisheit, Entschlossenheit und Engagement.» Sie betonte, es gehe auch ihr darum, den Euro «für die Bürgerinnen und Bürger der Union» zu stärken.