Der Grund für den Wertzerfall der Lira: Seit Tagen verliert die türkische Währung an Wert. Dies deshalb, weil die USA angekündigt haben, die Zölle auf Stahl und Aluminium zu verdoppeln. Seit heute gelten diese höheren Zölle nun – und der Kurs der Lira sinkt weiter. Der Wertzerfall hat nur kurz gebremst werden können.
Die Reaktion der Anleger: Die Anleger sind verunsichert, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann feststellt. «In der ersten Stunde nach Börsenstart sanken die Kurse um fast ein Prozent.» Der Euro verlor an Wert, der Schweizer Franken wurde stärker – weil er von den Anlegern als sicherer Hafen angesehen werde.
Die Bedeutung der Türkei für die Schweizer Wirtschaft: Das Handelsvolumen zwischen der Schweiz und der Türkei beträgt laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft 3,3 Milliarden Franken pro Jahr. Die Türkei belegt damit Rang 20 der Schweizer Handelspartner. «Sie ist vergleichbar mit Ländern wie Indien oder Saudi-Arabien», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Andreas Lüscher. 40 Prozent der Importe aus der Türkei sind Textilien, Kleider und Schuhe. Bei den Exporten in die Türkei geht es vor allem um Medikamente und Impfstoffe, Maschinen sowie Uhren und Schmuck. Unter dem Strich importiert die Schweiz mehr aus der Türkei, als sie dorthin exportiert.
Die Probleme der Schweizer Exporteure: Die Türken können sich Produkte aus der Schweiz wie etwa Medikamente nicht mehr leisten, weil ihre Währung weniger Wert hat. Zudem werden zum Beispiel Schweizer Maschinen für türkische Unternehmen unerschwinglich. Reine Exportunternehmen hätten mehr Probleme als Unternehmen, die in der Türkei eine eigene Produktionsstätte hätten und ihr Personal in Lira bezahlen würden, sagt Lüscher. Gleichzeitig werden türkische Kleider und Schuhe sowie Ferien in der Türkei für Schweizer günstiger.
Der bisherige Zustand der türkischen Wirtschaft: Mit der Ankündigung der Zollerhöhung habe Trump «ein Fass zum Überlaufen» gebracht, sagt Ammann. «Die türkische Wirtschaft schwächelte schon vorher.»
Der Aktionsplan der türkischen Regierung: Sie will die Lira mit einem Aktionsplan stützen. Was dieser Plan vorsehe, sei aber noch nicht klar, sagt Ammann. Der türkische Finanzminister habe erst auf Twitter angekündigt, dass ein Aktionsplan kommen werde. «Aber was genau drinsteht, wird erst später bekannt gegeben», sagt Ammann.
Die Handlungsoptionen der Türkei: «Es wird sehr schwierig für die Türkei, diese wirtschaftliche Krise allein zu bewältigen», erklärt Ammann. Sie brauche unbedingt Unterstützung eines starken Partners – entweder von der EU oder vom Internationalen Währungsfonds (IWF). «Eine Zusicherung des IWF, die Türkei zu stützen, würde sicher Stabilität bringen.» Dann gebe es noch die politische Option: «Wenn sich Präsident Recep Tayyip Erdogan mit seinem amerikanischen Amtskollegen Donald Trump einigen und das politische Verhältnis wieder ins Lot bringen könnte, würde sich die Situation erleichtern.»