Facebook, Amazon und Co dominieren die heutige digitale Welt und machen jährlich Gewinne in Milliardenhöhe. Wer daran verdient, sind die Firmeneigentümer – indem sie beispielsweise Dividenden von ihren Aktien ausbezahlen lassen.
David Dorn, Wirtschaftsprofessor an der Universität Zürich, sieht hier einen Grund für die wachsende Einkommensungleichheit: «Wegen solcher profitablen Firmen, die viel Marktmacht besitzen, wird das Gesamteinkommen von der Arbeit hin in Richtung Kapital umverteilt.»
Dabei finde die Umverteilung von Arbeitseinkommen zu Kapitaleinkommen selbst dann statt, wenn die grossen Tech-Konzerne hohe Löhne bezahlen. «Die grossen Tech-Konzerne seien wegen ihres Quasi-Monopols so profitabel, dass sie viel mehr einnehmen, als sie Löhne bezahlen müssen», so Dorn.
Big-Tech-Unternehmen in der Krise
Momentan stecken die grossen Technologie-Konzerne aber in der Krise. Das, nachdem die Firmenbesitzerinnen und Firmenbesitzer der grossen Techfirmen in den letzten Jahren massiv an ihren Firmen verdient haben. Nun haben die Konzerne Milliarden Dollar an Wert verloren. Facebook hat am Mittwoch 11'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen und Amazon verkündete letzte Woche einen Einstellungsstopp.
Trotz der Milliardenverluste glaubt David Dorn nicht, dass die Tech-Giganten ihre Marktmacht verlieren und wieder kleiner werden. Die grossen Tech-Konzerne würden aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Grosswetterlage wie alle anderen Unternehmen auch leiden.
Das habe aber nichts damit zu tun, dass Facebook und Co plötzlich mehr Konkurrenz hätten. Der Wettbewerb leide weiterhin, auch wenn die grossen Firmen gerade turbulente Zeiten erleben und Stellen abbauen.
Attraktive Produkte und grosse Marktmacht
Laut Ökonom Dorn gibt es ein grosses Dilemma in der Politik: «Viele dieser Firmen sind gerade durch Innovation und attraktive Produkte gross geworden. Gleichzeitig steigt aber die Gefahr, dass Unternehmen mit zu grosser Marktmacht überhöhte Preise durchsetzen können».
Dorn spricht damit selber an, was Tech-Unternehmen ihm auf seine Kritik antworten: Die Konsumentinnen und Konsumenten und auch andere Unternehmen nutzen die Angebote von Facebook, Amazon und Google gerne, und bezahlen dafür mit Geld oder Daten. Wenn die Tech-Konzerne wachsen, sei das auch aus Konsumentensicht gut.
Weitere Gründe für Umverteilung
Andere Expertinnen betonen, dass es noch weitere Gründe für die Umverteilung von Arbeitseinkommen zu Kapitaleinkommen gebe. So sei die Digitalisierung allgemein sehr zentral.
Nicht nur die grössten Unternehmen, sondern alle Unternehmen werden effizienter und produktiver, wenn sie weniger Arbeiterinnen und Arbeiter einstellen müssen, und dank Automatisierungen gleich viel produzieren können.