Zehn Jahre lang war Marcel Ospel, gebürtiger Basler, an der Spitze der UBS. Er führte die Bank zuerst als Chef, später als Verwaltungsratspräsident – 2008 trat er ab und sagte: «Wer den kalten Wind nicht aushält, hat auf den Gipfel nichts zu suchen.»
Kalter Wind blies Ospel während seiner Karriere mehrfach ins Gesicht. Angefangen bei der Fusion von Bankverein und Bankgesellschaft 1998, er gilt als treibende Kraft hinter der Fusion. Bald schon sah er sich mit unzufriedenen Angestellten konfrontiert und dem Vorwurf, dass KMU bei der neuen Grossbank nicht mehr genehm seien.
Saläre steigen unter Ospel
Fortan baute Ospel die UBS zu einem Finanzinstitut von globaler Ausstrahlung auf. Zuerst mit Erfolg: Die UBS erzielte nie dagewesene Milliardengewinne.
Parallel dazu stiegen auch die Saläre der UBS-Führungskräfte in neue Sphären und sorgten prompt für breite Kritik. Mit dem Resultat, dass die Abzocker-Initiative lanciert und später vom Volk angenommen wurde.
80 Milliarden Franken Verlust
Dazu kam die Finanzkrise von 2007, als sich zeigte, dass die Gewinne auf Sand gebaut waren. Die UBS machte Milliardenverluste. Nachdem die UBS schon 15 Milliarden abgeschrieben hatte, sagte Ospel Ende 2007: «Noch schlimmere Auswirkungen sind für mich schwer vorstellbar.»
Doch es kam noch schlimmer. Die Finanzkrise kostet die UBS letztlich über 80 Milliarden Franken – und die Nachwehen davon spürt die Bank bis heute. Zeitweise stand es um die Bank so schlecht, dass sie vom Bund und der Nationalbank gerettet werden musste. In der Folge trat Ospel ab und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück.
Reaktionen aus Politik und Wirtschaft in Basel
Andreas Burckhardt, heute Verwaltungsratspräsident der Baloise-Versicherungsgruppe war ein Wegbegleiter von Ospel. Sie kannten sich aus der Fasnachts-Cliqué Revoluzzer und geschäftlich: "Marcel Ospel hat wie alle Banker sehr viel verdient. Das hat man ihm zum Vorwurf gemacht. Kaum jemand wusste aber, dass sich Ospel sehr sozial engagierte, bei Künstlern in Not oder auch bei Privatpersonen." Burchhardt kann auch verstehen, dass sich Ospel nach seinem Abgang bei der UBS ins Steuerparadies Wollerau zurückgezogen hat. Er sei in Basel beinahe eine persona non grata gewesen.
Etwas andere Worte für Ospel findet Susanne Leutenegger-Oberholzer, streitbare Ex-Nationalrätin der SP und Wirtschaftsfachfrau. Sie erinnert sich bestens an Ospel. Er habe etwas bodenständig-charmantes gehabt, sagt sie. Er stamme ja auch aus einfachen Verhältnissen. Aber zuerst habe er das Groudning der Swissair mitverantwortet und später den beinahe Absturz der UBS und habe sich dann mit einem goldenen Falschirm an die Goldküste abgesetzt, ohne je zur Rechenschaft gezogen worden zu sein.