Die Twitter-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter werden am Freitag erfahren, ob sie ihren Job behalten dürfen oder nicht. Doch reicht ein Stellenabbau, um Twitter zu sanieren? Und wie geht es mit dem unrentablen Nachrichtendienst weiter? SRF-Wirtschaftsredaktor Pascal Lago mit Antworten auf die drängendsten Fragen.
Lohnt sich der Stellenabbau bei Twitter? Ob der Stellenabbau hilft, um Twitter wieder rentabel zu machen, darüber kann man momentan nur spekulieren. Elon Musk möchte Kosten einsparen. Aber die Kosten sind ja nur eine Seite, auf der anderen Seite müsste er mit Twitter vor allem auch Geld verdienen. Und die wichtigste Einnahmequelle könnte ihm jetzt wegbrechen, nämlich das Geld, das Twitter mit Werbung verdient.
Weshalb drehen die Werbekunden Twitter den Rücken zu? Der Tech-Milliardär selber sagt, dass er die Meinungsfreiheit stärken möchte. Weniger Kontrolle, dafür mehr Spass! Das könnte zum Beispiel heissen, dass der dauerhaft verbannte US-Präsident Donald Trump zurück auf die Plattform darf.
Kürzlich wurde auch der Sänger Kanye West wegen einer Reihe antisemitischer Äusserungen gesperrt. Kritiker befürchten deshalb, dass Hassreden und Fake News jetzt wieder freie Bahn haben werden. Das macht die Situation für Werbekunden unvorhersehbar und chaotisch.
Twitters Werbekunden befürchten einen Imageverlust, wenn Musk wieder alle Inhalte auf der Plattform erlaubt.
Unternehmen meiden in den USA die Politik: Man möchte nicht mit Medien oder Plattformen in Verbindung gebracht werden, die irgendeine Art von Extremismus oder Hassrede zulassen.
Twitters Werbekunden befürchten einen Imageverlust, wenn Musk wieder alle Inhalte auf der Plattform erlaubt. Deshalb haben Medienberichten zufolge grosse Werbeagenturen zum Beispiel Coca-Cola und Spotify empfohlen, auf Nummer sicher zu gehen und lieber erst einmal keine Werbung auf Twitter zu schalten.
Wie will Musk gegen wegbrechende Werbeeinnahmen vorgehen? Am Dienstag kündigte er an, einen neuen Bezahldienst einzuführen: Neu sollen Nutzer acht Dollar pro Monat bezahlen, um ihr Konto mit einem blauen Häkchen verifizieren zu lassen. Bisher war das gratis. Das hat Twitter-Nutzer erst einmal verärgert. Ob sie sich auf so eine Abo-Lösung einlassen oder diese sie eher vergrault werden, ist unklar.
Elon Musk hat Twitter vor einer Woche für 44 Milliarden Dollar gekauft. Dennoch ist Twitter unrentabel. Nun baut er ihn grundlegend um. Ist das ein Verlustgeschäft? Analytiker werten die Übernahme für 44 Milliarden Dollar als eine der am meisten überbezahlten Tech-Akquisitionen in der Geschichte. Ein realistischer Wert für die Plattform dürfte nach Auffassung mehrerer Experten bei etwa 25 Milliarden Dollar liegen. Elon Musk lässt sich seinen Vogel viel Geld kosten. Geld, dass er nur zusammenkratzen konnte, indem er viele seiner Aktien vom Elektroautobauer Tesla verkauft und hohe Kredite bei Investoren aufgenommen hat.
Ob und wie er in Zukunft Twitter profitabel machen und seine Kreditgeber zufriedenstellen kann, ist unklar: Twitter schrieb in acht der letzten zehn Jahre keinen Gewinn. Letztes Jahr verbuchte der Dienst sogar einen Verlust von über 220 Millionen Dollar.
Dass dies wirtschaftlich gesehen erst einmal ein schlechter Deal ist, dürfte auch Musk realisiert haben. Unter anderem deshalb wollte er Twitter ja eigentlich dann doch nicht kaufen, bis er dazu gezwungen wurde.