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Mehr «hybride» Stelleninserate Homeoffice bleibt bei Stellenausschreibungen hoch im Kurs

Viele Firmen fordern Mitarbeitende auf, ins Büro zurückzukommen. Doch Inserate auf Stellenportalen sagen etwas anderes.

Rekord von Homeoffice und hybrider Arbeit bei Inseraten: Rund 14 Prozent aller Schweizer Stelleninserate auf dem internationalen Stellenportal von Indeed bieten den Bewerberinnen und Bewerbern an, dauerhaft im Homeoffice arbeiten zu können – oder offerieren zumindest eine Form von hybrider Arbeit: Homeoffice plus Präsenzzeit im Büro. Das seien so viele wie noch nie, schreiben die Verantwortlichen von Indeed. Anfang Jahr seien noch ein Prozent weniger Stellen mit einem Homeoffice-Anteil ausgeschrieben gewesen. Insgesamt sei die Zahl der Stelleninserate mit einem Homeoffice-Anteil viermal höher als vor Corona.

Die Schweiz ist gut dabei: Vor der Schweiz liegen Österreich, Grossbritannien, Deutschland und Kanada, mit ein bis drei Prozent mehr Anteil an angebotenen (Teil-)Homeoffice-Stellen. Allerdings sei im ersten Quartal 2025 der Anstieg bei den neuen Stelleninseraten mit der Möglichkeit zu hybrider Arbeit nirgendwo auf der Welt so stark ausgefallen wie in der Schweiz, hält Indeed in ihrer Untersuchung fest.

Rückkehr ins Büro findet nicht statt: Sowohl Vertreter des Arbeitgeberverbands als auch des Gewerbeverbands sagen auf Anfrage, dass es in der Schweiz keine Rückkehr zur Zeit vor Corona geben werde. «Homeoffice und generell flexible Arbeitsmodelle haben sich in der Arbeitswelt etabliert», so der Arbeitgeberverband. In jenen Branchen, wo Telearbeit möglich sei, werde diese auch weiterhin eine Möglichkeit bleiben. Allerdings würde das jede Firma auf ihre Bedürfnisse abstimmen. Es könne also durchaus sein, dass einzelne Arbeitgeber Homeoffice stark limitieren oder gar ausschliessen. Ein Anrecht auf Homeoffice gebe es nicht und der Anteil werde jeweils zwischen Arbeitgeberin und Bewerbern ausgehandelt.

Beispiel Kantonsverwaltung AG: Ein Drittel arbeitet von extern

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Rund 30 Prozent der etwa 5300 Aargauer Kantonsangestellten arbeiten täglich im Homeoffice oder von extern. Sie greifen über einen geschützten Zugang (VPN) auf das Netwerk zu. Das heisst es in der Regierungsantwort auf einen Vorstoss im Aargauer Kantonsparlament.

Eingereicht hat die Interpellation Mitte-Grossrat Daniele Mezzi. Ihn erstaunt der hohe Anteil an Homeoffice. Es fehle die Kontrolle, findet er. Und er hat den Eindruck, dass die Effizienz leide, weil die Mitarbeitenden von daheim nicht Zugang zu allen Informationen hätten. Zudem stelle sich bei einer so grossen Homeoffice-Quote die Frage, ob der Kanton noch für alle Mitarbeitenden fixe Arbeitsplätze brauche. Mezzi sieht da Sparpotenzial.

Ob Homeoffice die Effizienz positiv oder negativ beeinflusst, kann die Regierung nicht beantworten. Verfahren würden allerdings nicht länger dauern, schreibt sie. Und: Die «positive Einstellung» zum flexiblen Arbeiten mache den Kanton attraktiv als Arbeitgeber.

Effizient sei, wenn jemand vor oder nach einer externen Sitzung von daheim aus arbeite, wenn der Sitzungsort näher am Zuhause sei. Das heisst es beim Aargauer Finanzdepartement auf Anfrage von SRF. Der Kanton habe bereits reagiert in Bezug auf die Bürofläche. Pro Mitarbeitende stünden im Durchschnitt 0.7 Arbeitsplätze zur Verfügung. (vonb)

Kein Mittel gegen Fachkräftemangel: Einzelne Firmen könnten gezielt mit hybriden Arbeitsformen werben, um die besten Fachleute anzuziehen, sagt Dieter Kläy, stellvertretender Direktor und Ressortleiter Arbeitsmarkt, Berufsbildung und Wirtschaftsrecht beim Gewerbeverband. Aber ein Mittel gegen den Fachkräftemangel sei es nicht. Gerade jene Branchen mit den grössten Problemen Fachleute zu finden, wie Bau, Pflege oder Coiffeurläden, könnten praktisch nicht damit werben.

Flexibilität statt Lohnerhöhung: Den Anstieg der Inseratezahl erklärt Indeed-Ökonomin Virginia Sondergeld auch damit, dass in der aktuellen Wirtschaftslage einzelne Firmen zurückhaltend damit seien, hohe Lohnversprechungen zu machen. Die Flexibilisierung der Einsatzzeit und des Arbeitsortes seien da gute Möglichkeiten, dennoch attraktive Angebote für gute Fachleute bieten zu können.

Geringer Anteil von 10 Prozent Homeoffice: Seit Corona ist die Zahl der Menschen, die mindestens einen Teil der Arbeitszeit ausserhalb des Büros leisten, nur leicht zurückgegangen, von 40 auf 37 Prozent. Das steht in der Teleheimarbeit-Statistik des Bundes. Ins Gewicht fallen dabei vor allem jene Menschen, die «normalerweise» Homeoffice leisten (zu mehr als 50 Prozent). Mit 8 Prozent ist der Anteil immer noch doppelt so hoch wie vor Corona, aber nur noch etwa halb so gross wie während der Pandemie. Jedoch hat die Anzahl derer, die regelmässig Homeoffice leisten oder gelegentlich ausserhalb des Büros arbeiten, auch seit Pandemieende weiter leicht zugenommen. Sondergeld rechnet damit, dass alle drei Kategorien noch etwas weiter wachsen werden.

Info 3, 28.4.2025, 17 Uhr; meyp;sten

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