Zur Hotelplan-Gruppe gehören fünf verschiedenen Marken und Bereiche – zum Beispiel auch Geschäftsreisenanbieter oder Interhome, der Ferienwohnungsvermieter. Deshalb sei es gut möglich, dass dieses Konstrukt nun in Einzelteile zerlegt wird, sagt Tourismus-Expertin Monika Bandi von der Universität Bern.
Laut ihrer Einschätzung könnten die Hotelplan-Filetstücke einzeln verkauft werden. Das könnte für Unternehmen funktionieren, die spezifisch wachsen wollen, sei es im Bereich Ferienwohnungen oder bei Geschäftsreisen.
Nur ein Grosser kann Hotelplan als Ganzes übernehmen
Als ganzes Stück kann sich Hotelplan mit den 1.7 Milliarden Franken Umsatz dagegen nur leisten, wer genügend Geld hat. «Als Gesamtpaket kann Hotelplan fast nur von einer noch grösseren anderen Firma übernommen werden», stellt Bandi fest.
Auch deshalb sei es möglich, dass die einzelnen Teile von Hotelplan an verschiedene andere Firmen gehen könnten.
Auch andere bekannte Reiseunternehmen wie Kuoni sind nicht mehr eigenständig. Zwar gibt es Kuoni noch als Marke als Etikette sozusagen. Das Unternehmen wurde vor bald zehn Jahren an die Reisesparte des deutschen Handelskonzerns Rewe verkauft. Diese nennt sich DER Touristik.
Vorstellbar als Käufer ist auch ein Familienunternehmen, das ein Herz hat für Hotelplan.
Jetzt ist allerdings fraglich, ob Rewe in der Schweiz noch grösser werden will. Das Gleiche gilt für TUI. Für beide Konzerne könnten sich auch wettbewerbsrechtliche Fragen stellen: Wie Hotelplan zählen sie bereits jetzt zu den grössten Reiseanbietern in der Schweiz.
Branchenfremder Käufer möglich
Einfacher und sinnvoll könnte ein Kauf von Hotelplan am Stück darum für einen branchenfremden Konzern sein, der ins Reisegeschäft vorstossen will – etwa für eine Fluggesellschaft oder einen Handelskonzern, der sich im Export auskennt. Statt Waren würde er Ferien verkaufen im Ausland – warum nicht?
«Vorstellbar ist auch ein Familienunternehmen, das ein Herz hat für Hotelplan», sagt die Touristikerin Bandi. Denn nach der Verkaufsankündigung durch die Migros sei in den Reaktionen eine gewisse Erschütterung spürbar gewesen – vor allem bei jenen, die die Wurzeln von Hotelplan kennen und das Unternehmen als Teil der Schweizer Tourismusgeschichte sehen.
Zur Erinnerung: Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler hat Hotelplan 1935 ins Leben gerufen – mit der Idee, auch Familien mit kleinen Einkommen Ferienreisen zu ermöglichen, ins Tessin zum Beispiel.
Veränderter Reisemarkt
Heute allerdings ist Tourismus ein hart umkämpfter Markt. Und es stellt sich eher die Frage, ob Reisebüros im Zeitalter von Internet und Reise-Apps überhaupt noch rentieren. Das würden sie sehr wohl, sagt Reiseexpertin Bandi.
Ein Teil des Geschäfts ist die Träumerei im Reisebüro – und die Vorfreude auf eine Reise.
Zwar hat sich der Markt verändert: Heute gibt es viel weniger Reisebüros als früher. Doch die verbleibenden Anbieter haben sich spezialisiert. Immer noch werden bis zu 30 Prozent aller Reisen über Reisebüros gebucht. «Ein Teil des Geschäfts ist die Träumerei im Reisebüro – und die Vorfreude auf eine Reise», betont Bandi.
Reisen ist eben eine sehr emotionale Sache. Ob für den Käufer von Hotelplan auch Gefühle eine Rolle spielen werden, oder nur nüchterne Vernunft – das ist noch in der Schwebe.