- Seit heute macht Samsung Pay für Samsung-Smartphones möglich, was Apple Pay für das Iphone kann.
- Im Gegensatz zu Apple Pay funktioniert Samsung Pay auch an Kreditkarten-Terminals mit Magnetlesern.
- Die Schweizer Banken unterstützen lieber ihr eigenes Angebot: Twint.
- Noch kann keines der Angebote überzeugen: Die Dienste von Samsung und Apple haben eine eingeschränkte Benutzerbasis, Twint ist oft umständlich und unzuverlässig zu bedienen.
- Heute benutzt erst ein Bruchteil der Kunden mobiles Bezahlen. Laut Beobachtern soll die Zahl der Benutzer in den nächsten fünf Jahren stark wachsen.
Die Schweiz ist ein beliebter Markt für mobile Bezahlsysteme. Nachdem bereits Apple Pay im letzten Juni seinen Europastart in der Schweiz feierte, ist unser Land auch bei Samsungs Mobile-Payment-Variante Samsung Pay nach Spanien und Schweden erst das dritte europäische Land, in dem der Dienst zur Verfügung steht.
Besitzer des neueren Samsung-Modells können seit heute also ganz offiziell an der Kasse mit ihrem Smartphone bezahlen (ein Testbetrieb für Interessierte lief seit Ende März). Zusammen mit Apple Pay und Twint, dem Angebot der Schweizer Banken, gibt es nun drei mobile Bezahldienste in der Schweiz – von denen bisher keiner wirklich überzeugen kann.
Samsung Pay und Apple Pay funktionieren nach demselben Prinzip: Der Benutzer verknüpft seine Kreditkarte mit einer App und hinterlegt so eine digitale Kopie der Karte im Smartphone. Dabei werden heikle Daten wie etwa die Kreditkartennummer nur verschlüsselt und nur auf dem Gerät selbst gespeichert, so dass sie weder Dritten noch Samsung bzw. Apple zugänglich sind.
An der Kasse genügt es, den Bezahlvorgang mit einem Wisch über das Smartphone-Display (Samsung) oder dem zweimaligen Drücken des Home-Buttons (Apple) einzuleiten und per Fingerabdruck zu bestätigen.
NFC und Beacons
Apple und Samsung arbeiten dabei mit Near Field Communication (NFC), die an Kreditkartenterminals funktioniert, an denen kontaktloses Zahlen möglich ist. Weil Samsung zusätzlich die sogenannte Magnetic Secure Transmission einsetzt, lässt sich mit Samsung Pay auch an Terminals bezahlen, die mit einem Magnetleser arbeiten.
Einen anderen Weg geht Twint. Hier muss der Benutzer zum Bezahlen erst die Twint-App öffnen, die er per PIN oder Fingerabdruck sichern kann.
Danach hält er sein Telefon an den sogenannten Twint-Beacon, der seit dem Zusammenschluss von Twint mit dem Schweizer Konkurrenten Paymit ein schwarzes statt grünes Logo trägt. Alternativ kann zum Bezahlen auch ein QR-Code vom Display des Händlers gescannt werden.
Samsung und Apple nur für 20 Prozent der Kreditkartennutzer
Samsung Pay und Apple Pay lassen sich ohne viel Aufwand für die Händler an herkömmlichen Kassen-Terminals benutzen. Ihrer Verbreitung sind darum kleinere Hürden gesetzt als Twint, das nur an Kassen mit einem entsprechenden Beacon funktioniert. Und Samsung-Pay- und Apple-Pay-Benutzer können die Dienste auch im Ausland nutzen, was bei Twint nicht möglich ist.
Dafür kommen beide vorerst nur für ein eingeschränktes Publikum in Frage. Zum einen, weil sie nur auf den neueren Geräten der Hersteller laufen (ab Samsung Galaxy S6 bzw. ab Iphone 6). Zum anderen, weil sie in der Schweiz erst von wenigen Kreditkartenherausgebern unterstützt werden – nur 20 Prozent der Schweizer Kreditkartenkunden können eines der Angebote nutzen.
Die Schweizer Banken unterstützen vorerst lieber ihr eigenes Angebot: Twint. Weil dessen App sowohl auf Android-Smartphones als auch auf Iphones läuft, ist seine potenzielle Kundenbasis gross. Allerdings hat auch Twint noch einige Nachteile. So müssen die meisten Kunden ihr Guthaben in der App regelmässig wieder aufladen, während bei Samsung und Apple einfach vom Kreditkartenkonto abgebucht wird.
Wer bei Twint sein Geld bei jedem Einkauf direkt vom Bankkonto abbuchen lassen will, braucht dazu eine spezielle Twint-App seiner Bank, die es erst von der UBS und der Zürcher Kantonalbank gibt. Bis Mitte Jahr sollen Twint-Apps der Credit Suisse, PostFinance, Raiffeisen und Waadtländer Kantonalbank folgen.
Und auch was die eigentliche Handhabung der App betrifft, ist das Bezahlen mit Twint umständlicher als mit den Diensten der Konkurrenz. Dort wird eine Zahlung mit wenigen Gesten freigegeben. Bei Twint muss dazu erst die App geöffnet und bedient werden. Dazu kommen technische Probleme, die den Twint unzuverlässig machen.
Weit sicherer als Kreditkarten
Noch kann also keine der mobilen Bezahllösungen wirklich überzeugen. Das könnte sich ändern, wenn die Schweizer Kreditkartenherausgeber alle verschiedenen Dienste gleichermassen unterstützen. Oder wenn Apple seine NFC-Technologie statt bloss für Apple Pay auch für die Angebote der Konkurrenz öffnet (Samsung Pay oder auch Googles Android Pay, das es in der Schweiz noch nicht gibt). Auch Samsung hat erklärt, sich eine zukünftige Zusammenarbeit mit Konkurrenz-Diensten wie Twint vorstellen zu können.
Allerdings fristet mobiles Bezahlen nicht nur in der Schweiz noch ein Nischendasein. Auch in den USA sollen etwa Apple-Pay-Kunden erst 1 bis 2 Prozent aller Zahlungen an den Ladenkassen ausmachen – eine Zahl, die laut Beobachtern in den nächsten Jahren aber stark steigen wird.
Vom Standpunkt der Sicherheit her wäre das zu begrüssen: Mobiles Bezahlen ist weit sicherer als das Zahlen mit der Kreditkarte, weil dabei keine heiklen Daten übertragen werden. Nicht einmal der Händler bekommt die Kreditkartennummer des Benutzers zu sehen.