Im Alter mobil bleiben, nach dem Kinobesuch spätabends ohne Auto noch nach Hause kommen oder die Kinder nicht jede Woche ins Volleyballtraining chauffieren – in ländlichen, schlecht erschlossenen Regionen ist das nicht selbstverständlich. Das Mybuxi soll Abhilfe schaffen – als Alternative zum eigenen Auto und als Ergänzung zum öffentlichen Verkehr (ÖV).
Via App kann das Mybuxi entweder vorbestellt oder sofort gebucht werden – wie ein Taxi. Taxis sind aber oftmals nur in städtischen oder touristischen Gebieten verfügbar. Das Mybuxi ist auch in ländlichen Regionen der Schweiz unterwegs. Mittlerweile zählt das Unternehmen in fünf Regionen 10'000 Kundinnen und Kunden, welche von 100 Fahrerinnen und Fahrern in zwölf Elektrobussen von A nach B befördert werden.
Die Idee des Unternehmens ist, dass ein Mybuxi möglichst mit anderen Fahrgästen geteilt wird. Diese können unterwegs zusteigen – wie bei einem Bus. Fixe Haltestellen gibt es jedoch keine. Das Mybuxi richtet sich flexibel nach den Bedürfnissen von Kundinnen und Kunden. Eine Bündelung von Fahrten macht das Angebot günstiger als ein Taxi.
Von der Physik in die Mobilitätsbranche
Ins Leben gerufen wurde Mybuxi 2018 von Andreas Kronawitter. Von Haus aus Physiker, ist der 55-Jährige seit über zwei Jahrzehnten in der Mobilitätsbranche tätig. Er hat für grosse ÖV-Unternehmen gearbeitet und engagiert sich in verschiedenen Mobilitätsorganisationen. Zur Gründung bewogen haben ihn die mit dem ÖV schlecht erschlossenen Bergregionen und das Im-Stau-Stehen mit dem Auto.
In der Schweiz geben wir pro Jahr fast 100 Milliarden für Mobilität aus.
Kronawitter meint, dass mit neuen Mobilitätsangeboten Kosten gespart werden könnten. «In der Schweiz geben wir pro Jahr fast 100 Milliarden Franken für Mobilität aus. Der öffentliche Verkehr sowie die Privatfahrzeuge werden aber relativ schlecht genutzt. Insbesondere Privatfahrzeuge sind zum grossen Teil leer oder stehen viel herum», stellt Andreas Kronawitter fest.
Die 100 Milliarden beinhalten beispielsweise die Ausgaben beim Kauf von Autos, bei ÖV-Subventionen oder beim Ausbau von Strassen. Das Ziel des Angebots von Mybuxi sei, eine Alternative zum eigenen Auto zu schaffen, so Kronawitter. Es solle helfen, die Anzahl Fahrzeuge auf den Strassen zu reduzieren und die Anzahl Personen pro Fahrzeug zu erhöhen. Zudem solle es mit Fahrten an Bahnhöfe oder Haltestellen dazu beitragen, dass der ÖV besser genutzt wird.
Finanziert wird das Mybuxi über Ticketeinnahmen, Partnergemeinden und Privatunternehmen. «In der Schweiz ist es relativ einfach, Geld für eine Idee zu bekommen und sie auszuprobieren. Will man diese aber anschliessend grossflächig umsetzen, gibt es keine Finanzierungsinstrumente dafür», sagt der Gründer. Zudem gehe mit dem starken Föderalismus eine Vielzahl an unterschiedlichen Regulierungen einher. Dies verteuere das Angebot.
Fahren ohne Fahrer
Langfristig ist klar: Die Fahrzeuge sollen fahrerlos fahren – die ausgeprägteste Form des automatisierten Fahrens. Der Vorteil: mehr Flexibilität. Es müssen keine Ruhezeiten eingehalten werden und die Fahrzeuge müssen nach Betriebsschluss nicht zwingend an ihren Ausgangsort zurück. Zudem fällt die aufwendige Suche nach Fahrerinnen und Fahrern sowie deren Einsatzplanung weg – automatisierte Fahrzeuge wären jederzeit auf Abruf bereit.
Trotzdem ist automatisiertes Fahren für Mybuxi noch Zukunftsmusik – die Technologie und vermutlich auch die Bevölkerung seien noch nicht so weit. Kurzfristig sei das Ziel, das erworbene Wissen zu nutzen und das Angebot flächendeckend auf die ländlichen Regionen der Schweiz auszuweiten.