Im internationalen Vergleich gut, aber immer noch ausbaufähig – so beschreibt die neuste Studie der ZHAW und des Vermögensverwalters True Wealth das Finanzwissen von Herr und Frau Schweizer. Doch innerhalb der Bevölkerung gibt es Unterschiede, wie der Studiengangleiter für internationales Management an der ZHAW, Michael Jan Kendzia, sagt: «Überspitzt gesagt könnte man sagen: Finanzkompetenz in der Schweiz ist männlich und alt.»
Die Gründe dafür sind vielseitig und reichen von fehlendem Selbstvertrauen über fehlendes Interesse bis hin zu fehlender Ausbildung. Olga Miler, Gründerin von «SmartPurse», bietet Workshops für Unternehmen und Schulen zu Finanzthemen an. Sie glaubt, dass Finanzwissen interaktiv vermittelt werden muss: «Mit allen möglichen Mitteln, sozialen Medien, Cartoons, was auch immer das Zeug hergibt.»
Wirtschaft, Arbeit, Haushalt
Auf interaktive Unterrichtsgestaltung setzt auch der Lehrplan 21. Im Fach Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (WAH) sollen Jugendliche ab der Oberstufe über das Zusammenspiel von Gesellschaft, Wirtschaft und privaten Haushalten geschult werden. Damit sollen die anstehenden Berufseinsteiger zur alltäglichen Lebensführung befähigt werden.
Das Ziel des WAH-Unterrichts ist die alltägliche Lebensführung, und die ist sicherlich komplexer geworden in der heutigen Zeit.
Vermittelt wird das Finanzwissen im Rahmen des WAH-Unterrichts in 180 Lektionen während drei Jahren Sekundarschule – genug für ein solch breites Themenfeld? «Das Ziel des WAH-Unterrichts ist die alltägliche Lebensführung, und die ist sicher komplexer geworden in der heutigen Zeit. Darum würde ich nicht Nein sagen, wenn ich mehr Stunden bekäme», so die Lehrerin aus Zermatt und pädagogische Fachberaterin für den WAH-Unterricht, Sonja Perren.
Ob die Jugendlichen dank des WAH-Fachs besser über Finanzthemen Bescheid wissen als früher, ist laut Perren schwierig zu sagen. Neue Zahlungsmethoden wie Twint oder Paypal stellten neue, umfangreiche Herausforderungen an die jungen Erwachsenen: «Wenn ich vor 20 Jahren unterrichtet habe – damals noch Hauswirtschaft –, dann habe ich vielleicht zwei bis drei Zahlungsmittel angeschaut. Wenn wir jetzt das Thema Finanzen durchnehmen, dann habe ich bereits mehrere Möglichkeiten mit den ganzen Zahlungsmitteln, oder sogar mit Kaufverträgen und deren Auswirkungen.»
Eltern in der Pflicht
Lehrkräfte wie Claudia Bürgisser-Meyer, Sek-Lehrerin im Kanton Zug, sind auf die Unterstützung der Eltern angewiesen und wünschen sich, dass diese ihren Kindern den praktischen Umgang mit Geld ermöglichen. Es sei wichtig, dass Eltern bereit sind, finanzielle Verantwortung an ihr Kind abzugeben und diesem die Planung seines eigenen Budgets zu ermöglichen: «Es ist ein gemeinsames Kommunizieren und Arbeiten.»