Dramatisch war es vor vier Jahren an der Schweizer Einkaufstrasse schlechthin, als Manor die Segel streichen musste. Vorangegangen war ein Streit mit der Vermieterin Swiss Life um die Höhe der Miete. Manor wäre zwar bereit gewesen, mehr als die ursprüngliche Miete von sechs Millionen Franken zu bezahlen – sogar eine Verdoppelung sei im Gespräch gewesen, sagte jüngst ein ehemaliges Kadermitglied.
Doch die Immobilienbesitzerin verlangte – so hiess es in der Branche – dreimal mehr als ursprünglich pro Jahr: 19 Millionen Franken. Nach dem Auszug fragte sich manch einer: Wie lange wird es Manor ohne das umsatzbringende Flaggschiff in Zürich noch geben?
Es folgten ein Stellenabbau an der Zentrale in Basel, ein Chefwechsel und Neupositionierungen. Anstatt Warenhäuser wolle man lieber teurere Markenshops wie Lacoste oder Kooples betreiben, so der Mutterkonzern Maus Frères. Nun scheint: Es kann auch beides vereint werden.
Manor ist zurück im Spiel
Für Manor ist der Wiedereinzug ein paar Türen weiter als früher an der Bahnhofstrasse in Zürich extrem wichtig, da der frühere Standort an der Luxusmeile doch einen dreistelligen Millionenumsatz einbrachte. Im Jelmoli-Haus kann Manor auch die teureren Marken in Szene setzen, was in den 59 Warenhäusern, etliche davon in Agglomerationen, nicht wirklich möglich ist. «Ziel erreicht», heisst es deshalb für Manor-Chef Roland Armbruster, der seit gut einem Jahr im Amt ist – zumindest vorläufig. Oder im Sportjargon: Manor ist zurück im Spiel.
Entscheidend wird sein, ob das Geschäft dann auch wirklich aufgeht und die Miete nicht zu hoch ist, um sie mit den Warenhaus-Margen finanzieren zu können. Der Detailhandel ist kein Wachstumsgeschäft und preislich hart umkämpft. Selbst der Kundschaft, die gerne Luxus kauft, sitzt das Portemonnaie nicht mehr so locker.
Viele Quadratmeter und hohe Mieten sind ein Risiko – auch wenn die Fläche, die Manor im Jelmoli-Haus übernimmt, nur halb so gross ist wie die ursprüngliche Jelmoli-Fläche. Als weitere Herausforderungen kommen der Online-Kanal dazu und die Abgrenzung beziehungsweise die Synergien zwischen dem Online- und stationären Angebot.
Vermieterin trägt ein kleineres Risiko
Für den Immobilienkonzern Swiss Prime Site (SPS) ist Manor als Mieterin ein Glücksfall: auf den unteren Stockwerken ein einziger Detailhandelsmieter, oben Büros – ein guter Mix mit wenig Aufwand. Der Geschäftsgang und die tiefen Margen im Detailhandel müssen SPS dabei nicht kümmern.
Anders bei Manors Vormieter Jelmoli: Der Immobilienkonzern SPS betrieb Jelmoli selbst und war mit den erwirtschafteten Renditen alles andere als zufrieden. Denn diese lagen deutlich unter den Renditen, wie sie reine Immobilienkonzerne kennen. Sollte die Rechnung bei Manor nicht aufgehen, ist das nicht mehr ein hausgemachtes Problem – es wird es erst dann, wenn die Fläche von 10'000 Quadratmetern wieder frei werden sollte.
Auch für die Stadt Zürich ist der Manor-Einzug positiv: Die Vermietung von Ladenflächen ist heutzutage kein Spaziergang mehr. Leerstehende Ladenfläche ist in Städten wie Luzern keine Seltenheit mehr. Herausfordernd ist auch, einen vielfältigen Mix anbieten zu können. Diesen braucht es für das Stadtbild und auch, um die Frequenz der Passanten anzukurbeln. Einige Städte engagieren mittlerweile sogar Citymanager, um den Innenstädten wieder mehr Leben einzuhauchen.