Die Benutzung von Dingen teilen? In gewissen Bereichen hat das in der Schweiz Tradition. Andererseits nutzen aber nur 3 Prozent der Bevölkerung die bestehenden Angebote regelmässig. Dies ist das Resultat einer Studie, die die Hochschule Luzern zu Sharing Economy durchgeführt hat.
Link zu der Studie der HSLU
Sharing Economy ist ein Sammelbegriff für Firmen, Geschäftsmodelle, Plattformen sowie Online- und Offline-Communitys, die eine geteilte Nutzung von Ressourcen ermöglichen. Kurz gesagt: Es geht darum, Dinge (z.B. Autos) zu teilen, anstatt zu besitzen.
Der Projektleiter der Studie ist Dominik Georgi. Für die Studie wurden 5000 Personen befragt. «75 Prozent von ihnen kennen die Sharing-Economy-Angebote.» Aber: «Nur rund 25 Prozent haben bereits einmal ein entsprechendes Angebot genutzt», sagt er. Regelmässig genutzt werden die Angebote laut dem Ergebnis der Studie gar nur von drei Prozent.
Nachhaltigkeit
Ausleihen anstatt selbst besitzen gilt als nachhaltig, weil Ressourcen gespart werden. Doch dieser gesellschaftliche Nutzen alleine führe selten dazu, dass sich die Leute entsprechend verhalten. «Bei vielen von uns ist es so, dass wir auch noch einen persönlichen Nutzen brauchen. Nur für mehr Nachhaltigkeit verhalte ich mich nicht entsprechend», sagt Georgi.
Auf Flohmärkten und auf Secondhand-Onlineplattformen funktioniere das Teilen gut – das in diesem Fall ein Weitergeben ist. Wenn etwas weitergegeben werde, interessiere es den Vorbesitzer nicht, ob es nachher noch funktioniere oder in welchem Zustand es sei. Das ist beispielsweise beim Teilen von Autos ganz anders: «Unsere Befragung hat ergeben, dass es als Risiko angesehen wird, dass das Auto beschädigt ist oder dass es Krümel vom Vorbesitzer drin hat.» Deshalb hätten viele Menschen Vorbehalte, an solchen Teil-Aktionen teilzunehmen, erklärt Georgi.
Teilen als Trend in Städten?
In den Städten gibt es zwar mehr Sharing-Economy-Angebote als auf dem Land. Aber genutzt würden sie in gleicher Intensität, sagt Georgi. Die Neigung zur Sharing Economy sei auf dem Land sogar höher, hat die Studie ergeben. «Auf dem Land kennt man die Nachbarn eher. Man ist daher eher gewohnt, mal etwas auszutauschen.»
Der Marketingprofessor spricht von Berührungsängsten, die die Menschen generell daran hinderten, die Nutzung von etwas zu teilen. «Um die Sharing Economy zu fördern, müsste sie etwas ganz Normales werden.» Dazu könnten sowohl die Plattformen selbst wie auch die Gemeinden beitragen.
In einigen Bereichen sei Teilen in der Schweiz aber bereits ganz normal, so Georgi. Gerade hier gebe es eine lange Tradition der Teilungsidee. «Seit 150 Jahren gibt es Genossenschaften. Und für Bewohnerinnen und Bewohner von Mietshäusern ist es völlig normal, die Waschmaschine zu teilen. Zudem gibt es in der Schweiz wohl die am längsten etablierte Car-Sharing-Plattform überhaupt.»