Für Mathias Jakobis Branche seien alternative Treibstoffe der vielversprechendste Weg. Denn: «Die Elektrifizierung von Fluggeräten ist noch in weiter Ferne.» Jakobi ist beim Weltverband der Fluggesellschaften Iata zuständig für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Zwar gibt es bereits Treibstoffe, die etwa aus Pflanzenresten oder Siedlungsabfällen hergestellt werden. Nur: Betankt werden die Flugzeuge damit kaum.
Nikita Pavlenko ist bei der Nichtregierungsorganisation ICCT in Washington auf alternative Treibstoffe spezialisiert. Er sagt: «Wir stehen erst ganz am Anfang. Weniger als ein Prozent ist heute alternativer Treibstoff.» Das habe mehrere Ursachen, so der Umweltwissenschaftler. «Die grössten Schwierigkeiten liegen derzeit bei der benötigten Menge an Rohmaterial und den Kosten. Heute verfügbare alternative Treibstoffe kosten im Vergleich zu Kerosin mindestens das Doppelte».
Airlines verzichten kaum freiwillig auf Kerosin
Bislang ist die Herstellung noch sehr aufwändig, und effiziente Produktionsanlagen fehlen. Der Treibstoff ist mit rund 25 Prozent der grösste Kostenblock für die Fluggesellschaften. Gleichzeitig sind die Margen klein. Das führt dazu, dass kaum eine Fluggesellschaft freiwillig alternative Treibstoffe einsetzt.
Sie seien schlicht zu teuer, bestätigt Jürg Müller, Präsident des Interessensverbands der grossen Fluggesellschaften in der Schweiz (BAR): «Man wird hier Lösungen finden. Aber das hat einen längerfristigen Horizont.» Die globale Luftfahrtindustrie geht denn auch davon aus, dass alternative Treibstoffe erst nach 2030 verbreitet zum Einsatz kommen.
Ich bezweifle, dass die Branche einen Weg findet, um für alternativen Treibstoff zu zahlen.
Zum hohen Preis kommen weitere Hindernisse: Angefangen bei der Frage, welches Rohmaterial verwendet werden soll. Schliesslich müssen daraus jährlich Millionen von Litern produziert werden können. Längst nicht jedes Rohmaterial eignet sich gleich gut. Pavlenko macht ein Beispiel: «Altöl ist sinnvoll. Schlecht hingegen ist Palmöl aus Indonesien, für das zuvor Regenwald gerodet wurde.»
Dann muss auch der Verarbeitungsprozess so effizient sein, dass die CO2-Bilanz unter dem Strich besser ist als jene von Kerosin. Alternative Treibstoffe sind also noch mit horrenden Kosten verbunden. Ob die Fluggesellschaften wirklich gewillt sind, diese Investitionen zu stemmen? «Der Wunsch nach solchen Treibstoffen ist zwar da. Aber ich bezweifle, dass die Branche einen Weg findet, um auch dafür zu zahlen», so Pavlenko.
Staaten sollen Unterstützung leisten
Die Fluggesellschaften würden diese Alternativen einsetzen wollen. Aber nicht zum aktuellen Preis, sagt Jakobi von Iata: «Wir wünschten uns, dass die Staaten solche Projekte auch mal fördern würden, wie das in anderen Branchen auch getan wird». Denkbar wäre, dass alternative Treibstoffe von Steuern befreit würden oder Regierungen gezielt Forschungsprojekte unterstützen.
Bis sich klimafreundlichere Treibstoffe tatsächlich durchsetzen, dauert es noch Jahre. Für Pavlenko sind sie bestenfalls eine langfristige Lösung. Eine Lösung, die von der Luftfahrtindustrie derzeit einfach stark propagiert werde, um unliebsame Klimaabgaben zu verhindern. «Abgaben und andere Anreize wären wirkungsvoller, um den CO2-Austoss der Luftfahrt zu reduzieren.» Einfach deshalb, weil höhere Flugpreise die Menschen vom Fliegen abhalten würden. Genau das versuchen die Fluggesellschaften aber abzuwenden.