Vor einem Jahr hat Implenia seinen neuen Hauptsitz in Opfikon am nördlichen Stadtrand von Zürich bezogen. In einem siebenstöckigen Block hat sich das Unternehmen eingemietet. Das Gebäude wurde nach 50 Jahren in ein Bürohaus umgenutzt und soll nun für weitere 50 Jahre Implenia-Standort sein.
Dass es kein spektakulärer und repräsentativer Neubau auf der grünen Wiese ist, gehöre zum Konzept, sag Immobilienchef Adrian Wyss von der Geschäftsleitung: Umnutzen statt neu bauen – dies spare Energie und Rohstoffe. Innen wurde viel Holz eingesetzt als nachhaltiges Material und Wohlfühlfaktor. Dazu kommen sehr viele Pflanzen für ein gutes Raumklima.
Die Bauwirtschaft – ein riesiger Umweltfaktor
Die Schweizer Bauwirtschaft ist laut Experten für 50 Prozent der Abfallmengen, 40 Prozent des Energieverbrauchs und 30 Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich. Implenia versucht diese schädlichen Auswirkungen zu senken: Recycling auf der Baustelle, der Einbau klimaneutraler Heizungssysteme oder die Verwendung weniger umweltschädlicher Baustoffe.
Aber auch die Zulieferer von Baustoffen oder Bauteilen müssten nachhaltig arbeiten, betont Anita Eckhardt, zuständig für Nachhaltigkeit in der Implenia-Geschäftsleitung. Lieferanten würden nach einem fixen System bewertet und müssten die Nachhaltigkeit beweisen können.
Wir bewerten die Lieferanten nach einem fixen System. Sie müssen ihre Nachhaltigkeit auch beweisen können.
Energieintensive oder umweltbelastende Baustoffe wie Beton oder Stahl versuche man zu ersetzen, zum Beispiel mit Holz, so Eckhardt. Holz als nachhaltiger sowie regional und lokal verfügbarer Baustoff werde künftig eine immer bedeutendere Rolle spielen. Entsprechend seien die Lieferketten recht gut gesichert. So habe Implenia im schwierigen Umfeld mit Covid-Krise und Ukraine-Krieg die Verfügbarkeit von Holz für die Projekte sicherstellen können.
Geplant: das höchste Holzhochhaus der Welt
In Winterthur, auf dem Areal der ehemaligen Lokomotivfabrik, plant Implenia das höchste Holz-Hochhaus der Welt. 100 Meter hoch soll es werden. Aus den alten Industriebauten, die zum Teil aufgestockt, umgenutzt oder erweitert werden, entsteht eine Wohn- und Gewerbesiedlung samt Hotel.
Ziel ist eine breite Durchmischung – mit hybriden Immobilien, die sich über eine längere Lebensdauer entwickeln.
Für Wyss ein Beispiel dafür, dass Nachhaltigkeit nicht erst auf der Baustelle beginnt, sondern bei der Planung: «Wir investieren an Orten, die mit dem öffentlichen Verkehr gut erschlossen sind. Angepeilt wird nicht nur eine bestimmte Nutzergruppe.» Ziel sei eine breite Durchmischung – mit hybriden Immobilien, die sich über eine längere Lebensdauer entwickeln. Ein grosses Thema sei auch die Freiraum-Planung mit Grünflächen und offenen Belägen gegen die Hitze.
Auf dem richtigen Weg
Ein breiter Ansatz also – und damit sei Implenia gut aufgestellt, bestätigt Barbara Sintzel, die an der Fachhochschule Nordwestschweiz das Institut für Nachhaltigkeit am Bau leitet: «Die Nachhaltigkeit wird konsequent durchgedacht und hat auch im Organigramm einen grossen Stellenwert. Das ist sicher auch richtungsweisend.» Das Ziel «Netto Null» bis 2050 sei zudem klar dokumentiert, mit einer Reduktion von 15 Prozent bis 2030.
Klar überprüfbare Ziele sind wichtig. Noch bauen viele in ihren gewohnten Prozessen. Da braucht es einen Wandel.
Solche klaren und überprüfbaren Ziele seien wichtig, erklärt Sintzel. Denn in der ganzen Baubranche stecke das nachhaltige Bauen leider immer noch ein bisschen in einer Nische. «Noch bauen viele in ihren gewohnten Prozessen. Da braucht es einen Wandel», so die Expertin. Einen Wandel, den grosse Konzerne wie Implenia vorantreiben könnten.