«Welchen Footprint hat mein Geld?», steht es auf dem grossen Plakat neben der Eingangstür. Sofort ist klar, worum es Reto Ringger geht; noch bevor man die hellen, hohen Räume mit dem gediegenen Mobiliar der Globalance Bank in Zürich betritt: «Wir sind mehr als eine Bank. Wir möchten mehr als Geld bewegen», sagt der 58-jährige Ökonom und Banker. Die Nachhaltigkeit habe er in den Statuten seiner 2011 gegründeten Bank festgehalten. Das ganze Geschäft richte sich voll danach aus.
Die Kundschaft könne jederzeit online nachschauen, welchen Nutzen, aber auch welchen Schaden die eigenen Investments in Aktien, Anleihen und dergleichen in der Welt verursachen würden, erklärt er. Diese Transparenz über den ökologischen und sozialen Fussabdruck der Portefeuilles sei ihm wichtig. Und er arbeite mit externen Partnern dran, die Transparenz mit neuester digitaler Technologie weiter zu verbessern.
Frühe Leidenschaft für Nachhaltigkeit
Umwelt- und Klimaschutz, nachhaltige Entwicklung, aber auch neue Technologien wie beispielsweise Elektroautos: Das sind Themen, die Reto Ringger schon früh beschäftigten. Er las darüber Bücher – auch jenes des Schweizer Unternehmers Stephan Schmidheiny mit dem Titel «Kurswechsel» von 1992. Schmidheiny hatte den Rio-Gipfel der UNO für nachhaltige Entwicklung im gleichen Jahr mitorganisiert. Er habe ihn dazu inspiriert, 1995 die Firma Sustainable Asset Management (SAM) zu gründen, erinnert sich Ringger im Gespräch.
SAM spezialisierte sich auf nachhaltige Finanzanlagen für professionelle Grossanleger, zum Beispiel Pensionskassen. Mit SAM gelang Ringger 1997 auch ein erster, grosser Wurf: Die Firma lancierte einen Aktienindex für nachhaltige Anlagen, den Dow Jones Sustainability Index – damals ein Novum. Dieser Index ist heute eine wichtige Referenzgrösse für Investoren weltweit.
2008 musste Ringger die Firma SAM verkaufen. Er habe nicht genug Geld gehabt, um die Mehrheit zu halten, und habe sich mit externen Aktionären zerstritten. Aus diesem Rückschlag habe er gelernt: «Schaut ganz genau, wen Ihr als Aktionär zu Euch holt», sagt er seither angehenden Jungunternehmern.
Pionierarbeit bleibt nötig
Doch wie wurde der Sohn eines IBM-Managers, aufgewachsen in Oberrieden am Zürichsee, selbst Unternehmer und Nachhaltigkeits-Banker? Er habe nach dem Ökonomie-Studium als Assistent eines Börsenhändlers bei der UBS gearbeitet. Die hektische Finanzwelt habe ihn fasziniert. Da habe er sich gefragt: «Wie bringt man das langfristige Thema Nachhaltigkeit in eine so kurzfristige Welt rein?» Seine Vision war, hier eine Brücke zu bauen. Noch heute ist er überzeugt: «Wenn die Finanzwelt sich in diese Richtung bewegt, dann kann sich auch die ganze Welt in diese Richtung entwickeln. Das ist ein riesiger Hebel.» Der sonst kontrolliert wirkende Banker gerät in Fahrt.
Allerdings stünden die meisten Banken bei dieser Entwicklung immer noch am Anfang. «Der Finanzmarkt ist noch nicht so weit in der Thematik, wie er in den Broschüren schreibt». Die Branche brauche immer noch Pioniere auf diesem Feld; genauso wie die Automobilindustrie etwa den US-Elektroautobauer Tesla brauche. Hier blitzt die Faszination des Unternehmers – und Tesla-Fahrers – Reto Ringger für Lösungen auf, die zumindest das Potenzial haben, die Welt nachhaltiger zu machen.