Die Postfinance verzeichnet im ersten Halbjahr 2018 wegen markant tieferer Erträge sowie eines einmaligen Sondereffekts im Vorjahr einen Gewinneinbruch. Ganz überraschend kommt der Rückgang allerdings nicht: Er hatte sich bereits nach dem ersten Quartal abgezeichnet.
«Die negative Entwicklung entspricht aufgrund der anhaltenden Tiefzinsphase an den Geld- und Kapitalmärkten den Erwartungen», schrieb die Post-Tochter denn auch in einer Mitteilung.
Konkret fiel das Halbjahresergebnis (EBT) mit 125 Millionen Franken um rund zwei Drittel tiefer aus als im entsprechenden Vorjahressemester. Beim Betriebsergebnis (Ebit) von 146 Millionen Franken war der Rückgang in einer ähnlichen Grössenordnung. Um rund einen Viertel auf noch 683 Millionen Franken brach der Geschäftsertrag ein.
Der Gewinnrückgang wurde laut der Mitteilung massgeblich durch einen um 82 Millionen Franken tieferen Zinserfolg verursacht. Zusätzlich fielen im Berichtssemester Wertberichtigungen auf Finanzanlagen im Umfang von sechs Millionen Franken an.
Das Vorjahressemester war ausserdem durch einmalige Gewinne aus dem Verkauf zweier Aktienportfolios in der Höhe von insgesamt 109 Millionen Franken positiv beeinflusst.
Negativzinsen: Tieferer Schwellenwert für Privatkunden
Die Postfinance parkiert wegen des ihr auferlegten Kreditverbotes und «mangels rentabler Anlagemöglichkeiten» einen Teil ihrer Kundengelder als liquide Mittel bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB).
Die Negativzinsen, die sie dafür der SNB bezahlen muss, verrechnet sie teilweise in Form einer Gebühr an Geschäftskunden und vermögende Privatkunden. Trotzdem seien ihr in den letzten zwölf Monaten über 3,6 Milliarden Franken an Kundengeldern zugeflossen.
Man sehe sich deshalb gezwungen, per 1. Oktober den Schwellenwert für solche Gebühren bei den Privatkunden von bisher einer Million Franken auf neu 500'000 Franken zu senken.
Wenn ein Kunde sein Vermögen dagegen in Form von Aktien oder Fonds bei der Postfinance liegen hat, muss er keine Gebühr bezahlen. «Viele Postfinance-Kunden dürften deshalb von der Verschärfung nicht betroffen sein», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Lorenzo Bonati.
Keine Einnahmen im Hypothekengeschäft
In den Gebühren sehe die Postfinance ganz offensichtlich die einzige Möglichkeit, die Kosten an ihre Kunden weiterzureichen. Denn sie dürfe, weil sie offiziell keine Bank sei, keine Hypotheken vergeben – ein Geschäft, in dem noch etwas zu holen wäre.
Bei den Geschäftskunden hat die Postfinance bereits 2015 individuelle Schwellenwerte eingeführt. Diese würden in Zukunft «noch konsequenter angewendet», hiess es. Für die überwiegende Mehrheit der Privat- und Geschäftskunden werde es jedoch auch weiterhin keine Gebühr geben, versicherte die Postfinance.
Bonati geht davon aus, dass es sich die Postfinance tatsächlich zweimal überlegen wird, die Gebühren auf die Konti von Kleinsparern auszuweiten. «Der Imageschaden wäre wohl grösser als der direkte Nutzen für die Postfinance.»
Wahrscheinlicher sei es, dass die Postfinance den politischen Druck erhöhe, um wie die Banken auch Hypotheken vergeben zu dürfen. «Die Androhung, andernfalls Gebühren auch für Kleinsparer einzuführen, könnte helfen, diesen Druck aufrechtzuerhalten», sagt Bonati