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Postfinance wird zum Klumpenrisiko
Aus Echo der Zeit vom 08.03.2018. Bild: Keystone
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Post in der Bredouille Postfinance wirft immer weniger Gewinn ab

Nicht nur mit der Postauto AG sorgt der Gelbe Riese für Negativschlagzeilen. Wegen der tiefen Zinsen hat auch Postfinance Probleme.

Die Postfinance ist zwar eine Bank. Doch sie darf keine Kredite an Firmen oder Private vergeben, auch keine Hypotheken. Das verbietet ihr das Gesetz.

Das Geld, das die Kundinnen und Kunden bei der Postfinance deponieren, kann die Bank also nicht in Form von Krediten ausleihen. Die Banktochter der Post muss es am Kapitalmarkt anlegen, um eine Rendite zu erwirtschaften.

Zum Teil gar negative Zinsen

Doch die Zinssätze sind im Keller. Bei den Obligationen und anderen Anlagen schaut nur sehr wenig Rendite heraus – wenn überhaupt. «Einen grossen Teil der Obligationen handeln wird heute mit Negativzinsen», sagt Postfinance-Chef Hansruedi Köng. Er ist beunruhigt: «Das macht mir noch mehr Sorgen, als wenn wir auch Zugang zum Kreditgeschäft hätten.»

Gewinn dank Aktienverkauf

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Bei der Bank Postfinance sank der Ertrag aus dem wichtigsten Standbein Zinsgeschäft im letzten Jahr um 117 Millionen Franken. Dank des Verkaufs von zwei Aktienportfolios schaute trotzdem ein Gewinn von 549 Millionen Franken heraus. Das sind 7 Millionen Franken mehr als 2016.

Wenn die Postfinance beispielsweise Hypotheken vergeben könnte, dann würde sie an den Hypothekarzinsen etwas verdienen, so wie alle anderen Banken. Doch wegen des Kreditverbots schrumpfen die Erträge auf dem vielen Geld bei der Postfinance Jahr für Jahr. So ist das Zinsergebnis – die wichtigste Gewinnquelle – innerhalb von fünf Jahren um 13 Prozent zurückgegangen.

Ein Klumpenrisiko für die Post?

Für die Post werde die Banktochter deshalb zum Klumpenrisiko, sagt Andreas Dietrich, Bankenprofessor an der Hochschule Luzern. «Die Postfinance ist der wichtigste Träger des Gewinns für die Post.» Wenn sich die Zinssituation in den nächsten Jahren nicht ändere, werde die Bankentochter der Post in den nächsten Jahren weiter sinkende Gewinne ausweisen.

Das Problem: Eine Wende zu deutlich höheren Zinsen ist – zumindest in Europa – noch nicht in Sicht. Auch Postfinance-Chef Köng sieht die Bankentochter deshalb als Klumpenrisiko für die Post. Aber bedrohlich sei die Situation derzeit nicht. Noch schreibe die Postfinance schwarze Zahlen, betont er.

Politiker könnten Abhilfe schaffen

Wie soll die Postfinance mit der Situation umgehen? Der Entscheid liege beim Eigner, beim Bund, sagt Köng. Am liebsten wäre es ihm natürlich, wenn das lästige Kreditverbot aufgehoben würde – allenfalls in Zusammenhang mit einer Teilprivatisierung der Postfinance. Das wäre theoretisch möglich, denn die Banktochter der Post ist seit 2013 eine selbständige Aktiengesellschaft. Allerdings ist sie zu 100 Prozent im Besitz der Post.

«Wenn die Öffnung des Aktionariats die Bedingung dafür wäre, um das Kreditverbot aufzuheben, würde es auch volkswirtschaftlich Sinn machen, das zu tun», sagt der Postfinance-Chef. Damit spielt Köng den Ball der Politik zu.

Banken wollen keine Konkurrenz von der Post

Tatsächlich könnte die Aufhebung des Kreditverbots früher oder später wieder aufs politische Tapet kommen. Bisher hat die Postfinance umsonst dafür geweibelt. Gescheitert ist sie nicht zuletzt am Widerstand der übrigen Banken. Sie wollten keine neue Konkurrenz im Hypothekargeschäft, vor allem nicht von einem Institut im Besitz des Bundes.

Vielleicht haben die Politiker in Bundesbern dereinst mehr Gehör für die Postfinance, sollten die Erträge weiter sinken. Denn dann würden ja auch die Finanzlage der Post weiter in Mitleidenschaft gezogen.

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