- Die Postfinance sei in ihrer heutigen Form eine Fehlkonstruktion, findet ein Bankenprofessor.
- Das Geschäftsmodell der Postfinance stehe auf dem Prüfstand, so deren Chef.
- Trotz Sparkurs: Ob und wieviele Entlassungen es gibt, stehe noch nicht fest.
Sie ist die Cashcow der Post und trägt zwei Drittel zum Gewinn des Staatsbetriebs bei. Doch ihre Gewinne schrumpfen. Das tiefe Zinsumfeld hinterlässt seine Spuren, Postfinance kann weiterhin keine Kredite vergeben und ab 2019 wird der Zahlungsverkehr harmonisiert – die Postfinance verliert ihre gewichtige Quasi-Monopol-Stellung im Zahlungsverkehr.
Die Folge ist ein Sparprogramm. «Die Postfinance hat es verpasst, auf die neuesten Entwicklungen der Digitalisierung zu reagieren», sagt Daniel Münger, Präsident der Gewerkschaft Syndicom. «Die Umwälzungen sind nicht erst seit heute bekannt.»
Modell auf dem Prüfstand
Dagegen wehrt sich der CEO der Postfinance: «Die Rahmenbedingungen haben sich stark geändert», entgegnet Hansruedi Köng,. «Das heutige Modell der Postfinance steht auf dem Prüfstand. Aber, ob es deswegen Entlassungen gibt und wenn ja wie viele, steht heute noch nicht fest.»
Die Postfinance ist eine Fehlkonstruktion.
«Die Postfinance ist eine eigenartige Bank, nämlich eine, die keine Kreditgeschäfte machen kann», sagt der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger. «Und das ist eine Fehlkonstruktion.»
Lange Zeit hatte die Postfinance einen Wettbewerbsvorteil: Den roten Einzahlungsschein. Wer in der Schweiz Zahlungen machen wollte, kam daran nicht vorbei. Auch die Banken wickelten ihre Zahlungen jahrzehntelang über das System der Post ab. Doch 2019 sind diese Zeiten vorbei. Die beiden parallelen Systeme für den Zahlungsverkehr von Post und Banken werden künftig vereint.
Mit den tiefen Zinsen ist auch ihr wichtigstes Geschäftsmodell in Frage gestellt: Ertrag durch Zinsen. Auf dem Höhepunkt 2011 verdiente die Postfinance damit 1,6 Milliarden Franken. Seither ist der Zinsertrag um rund einen Drittel eingebrochen.
Das Hauptproblem ist, dass wir keine Kredite vergeben können», sagt Hansruedi Köng. «Die Zinssituation in Verbindung mit der Digitalisierung. Das sind die Herausforderungen der Postfinance.»
Radikale Änderungen verlangt
«Die Postfinance muss sich grundlegend reformieren. So wie heute braucht es sie in Zukunft nicht mehr», ist Bankenprofessor Hans Geiger überzeugt. «Es gibt zwei Möglichkeiten: Die eine ist, man lässt die Postfinance das Kreditgeschäft machen, im Gegenzug wird sie aber teilprivatisiert.» Die andere Variante sei eine radikale Redimensionierung, meint Geiger. «Dann könnte die Postfinance zu einer Art Servicecenter werden, die für Banken Zahlungsaufträge abwickelt.»
«Die Privatisierung per se bringt nicht mehr Erfolg», sagt Köng. «Mehr Erfolg brächte die Öffnung des Kreditgeschäfts. Wenn wir das als private Firma tun dürften, dann müssten wir unbedingt diesen Weg in Angriff nehmen.» Er appelliert an die Politik: «Das Kreditverbot ist schädlich für die Postfinance, die Politiker sollten die Rahmenbedingungen überdenken.»
Klar ist: Für die Postfinance hat der Sturm eben erst begonnen.