Restaurants, Sportgeschäfte, Kleiderläden, seit Wochen stehen ganze Branchen still. Und meist sind es solche, in denen keine allzu hohen Löhne bezahlt werden. Was naheliegt, nämlich dass vor allem Tieflohnbranchen besonders von Kurzarbeit betroffen sind, zeigt neu auch eine Auswertung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB).
Tieflohnjobs oft in Kurzarbeit
SGB-Chefökonom Daniel Lampart hat dazu verschiedene Branchen in fünf Einkommensklassen eingeteilt. Er kommt zum Schluss, dass das Fünftel mit den tiefsten Einkommen weitaus am stärksten von Kurzarbeit betroffen ist. Knapp 45 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in diesem Tieflohn-Segment haben Kurzarbeit.
Für Pierre-Yves Maillard, den Präsidenten des Gewerkschaftsbundes, ist deshalb klar: «Es braucht für diese unteren Einkommen entweder eine hundert-prozentige Lohnkompensation oder eine Reduktion zum Beispiel der Krankenkassenprämien.» Denn wenn von einem Lohn von 4000 Franken ein Fünftel weg falle, seien die betroffenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen nicht mehr weit vom Existenzminimum entfernt.
Dass die Kurzarbeit vorallem kleine und mittlere Gewerbebetriebe trifft, das bestätigt auch Roland Müller, Direktor des Arbeitgeberverbandes. Und dort, innerhalb des Gewerbes, habe es grosse Bereiche mit tieferen Einkommen. «Wir sehen aber, dass oft versucht wird, Härtefalle zu vermeiden. Aber der finanzielle Spielraum ist bei vielen Arbeitgebern, die Kurzarbeit eingeben mussten, gering.»
Teiflohnjobs bei Grossverteilern
Vergleichsweise komfortabel ist die Lage für die von Kurzarbeit betroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der grossen Detailhandels-Konzerne wie Migros oder Coop. Sie bezahlen auch bei Kurzarbeit 100 Prozent des Lohnes. Auch Valora, die Betreiberin der Kiosk- und Avec-Läden, hat die 20 Prozent Lohnausfall bis Ende April vollumfänglich kompensiert. Im Mai werden es noch deren 10 Prozent sein, wie der Konzern gestern mitgeteilt hat.
Die Ausweitung der Kurzarbeit, so sagen die Vertreter vieler Branchen unisono, sei das wichtigste Instrument um möglichst viele Betriebe vor dem Konkurs durch die Corona-Massnahmen zu bewahren. Für einzelne Angestellte aber kann der teilweise Einkommensverlust finanziell schmerzhaft oder sogar existenzbedrohend sein.