Endlich! Nach sechs Wochen wieder die Haare schneiden lassen und nun zügig den Garten neu bepflanzen. Ein Quäntchen Normalität ist mit der heutigen Teilöffnung der Wirtschaft auch in die Schweiz zurückgekehrt. Doch ganz normal ist das alles nicht.
Menschen kaufen weniger ein
Der Konsum dürfte noch wochenlang tief bleiben, von Wirtschaftswachstum spricht dieses Jahr niemand mehr. Auch wenn die Leute heute vor den Gartencentern und Heimwerkermärkten Schlange standen – die Frage bleibt, ob das anhalten wird.
Ein Blick zum Beispiel nach Österreich zeigt, dass nach einer Woche Öffnung noch immer deutlich weniger eingekauft wird als vor der Krise. Und in Schweden, wo die Geschäfte durchgehend geöffnet waren, lagen die Ausgaben für Konsumgüter im März fast 40 Prozent unter denen des Vorjahres. Die Menschen meiden Ansammlungen und kaufen auch deshalb weniger ein.
Fast ein Drittel unter Kurzarbeit
Dazu kommt die Unsicherheit über die Entwicklung der Wirtschaft. Fast ein Drittel der Arbeitnehmenden in der Schweiz steht unter Kurzarbeit. Das bedeutet meist eine substanzielle Lohneinbusse. Eine Situation, in der man grössere Anschaffungen eher verschiebt; die wirtschaftliche Unsicherheit und der geringere Verdienst wiegen zu schwer.
Und auch wenn in der Schweiz dereinst keine Einschränkungen bei den Ladenöffnungen mehr bestehen werden, wird die Normalität noch kaum zurückkehren. Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH schätzt, dass gut zwei Drittel der volkswirtschaftlichen Kosten der Corona-Krise in der Schweiz auf die internationale Entwicklung zurückgehen. Gründe: Internationale Lieferketten sind unterbrochen, die Exportnation Schweiz wird wohl deutlich weniger Güter ins Ausland verkaufen können.
Die neue «Normalität»
Mit jedem Öffnungsschritt der Läden gewöhnen wir uns an einen Teil der neuen Realität. Wir wissen nun schon seit ein paar Wochen, dass man beim Detailhändler draussen Schlange steht und sich die Hände desinfizieren sollte. Nun lernen wir, wie wir uns im Gartenmarkt verhalten sollten.
Das zeigt, dass die Normalität, wie wir sie kannten, auf sich warten lässt. Und auch die wirtschaftliche Krise ist noch lange nicht überwunden – nicht in der Schweiz, und schon gar nicht weltweit.