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Studie zu Alzheimer-Medikament macht Hoffnung – zu Recht?
Aus Echo der Zeit vom 23.07.2023. Bild: Keystone/Evan Vucci
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Neue Medikamente Experte: «Neue Alzheimer-Behandlung lässt hoffen»

Neue Antikörper sollen die Ausbreitung von Alzheimer bremsen und die Symptome hinauszögern. Noch steht die Zulassung von Medikamenten in Europa aus, es können schwere Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen und Hirnblutungen auftreten. Doch die Hoffnung besteht, dass ein Durchbruch in der Alzheimerforschung erreicht worden ist. Ein Experte ordnet ein.

Christian Haas

Molekularbiologe

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Der Experte forscht seit mehr als drei Jahrzehnten zu den Ursachen von Alzheimer. Seit 1999 ist er Professor an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ausserdem ist Haas Sprecher des Deutschen Zentrums für neurodegenerative Erkrankungen.

SRF News: Wie genau funktioniert die neue Methode?

Christian Haas: Bei Alzheimer lagern sich Eiweisspartikel («Plaques») zwischen den Nervenzellen im Gehirn ab. Die Antikörper gehen gegen diese vor. Wenn sie ins Gehirn kommen, erkennen sie die «Plaques» und setzen sich auf diese darauf. Damit wird eine Immunantwort im Gehirn ausgelöst. Die «Plaques» werden dabei von den Immunzellen regelrecht aufgefressen. Das ist so effizient, dass man mit diesen Antikörpern bereits vorhandene «Plaques» zu einem grossen Teil – bis zu 80 Prozent – entfernen kann.

Neues Medikament «Donanemab»

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Das neue Alzheimer-Medikament des US-Pharmakonzerns Eli Lilly wirkt im Frühstadium der Krankheit offenbar besser als gedacht. Bei diesen Patienten verlangsamte das Mittel Donanemab das Fortschreiten der hirnschädigenden Krankheit um 60 Prozent, wie aus am Montag veröffentlichten Studiendaten hervorging. (Reuters)

In der Vergangenheit keimte immer wieder Hoffnung auf, die sich dann doch nicht erfüllt hat. Was ist dieses Mal anders?

Tatsächlich sind andere Herangehensweisen bislang fehlgeschlagen. Auch bei den Antikörpern gabs in der Vergangenheit Rückschläge. Das hing aber auch damit zusammen, dass die zum falschen Zeitpunkt oder in der falschen Konzentration verabreicht wurden. Heute kann man die Patientinnen und Patienten aber sehr früh diagnostizieren und ihnen die Antikörper verabreichen. Die aktuelle Herangehensweise hat nun in zwei voneinander unabhängigen Studien funktioniert.

Die neueste Studie lief über 18 Monate – ist das nicht sehr kurz?

Das ist so. Es ging aber nicht länger, weil eine solche Studie mit irrsinnigen Kosten verbunden ist. Ausserdem gibt es einen Druck seitens der Bevölkerung, dass endlich Medikamente auf den Markt kommen. Die 18 Monate bewegen sich im üblichen Rahmen für klinische Studien. Trotzdem: Der Effekt, den man messen kann, bleibt relativ klein. Die Krankheit zieht sich ja über Jahre hinweg – in anderthalb Jahren passiert da nicht so viel im Gehirn. Diese Medikamente müssen jetzt also freigegeben und dann über einen längeren Zeitraum überprüft werden.

Es gibt einen immensen Druck seitens der Bevölkerung, dass endlich Medikamente auf den Markt kommen.

Besteht denn nun endlich Grund zur Hoffnung in der Alzheimerforschung?

Das würde ich sagen. Man kann mit diesen Antikörpertherapien zumindest den Verlauf der Krankheit verlangsamen. Es ist noch nicht der definitive Durchbruch, aber man ist sicher auf dem richtigen Weg.

Geheilt werden kann sie in dem Fall noch nicht?

Das mit dem Heilen ist so eine Sache. Ist das Gehirn einmal geschädigt, so ist das eigentlich unwiederbringlich. Eine Patientin oder ein Patient kann nie wieder in den Zustand zurückgebracht werden, in dem sie oder er einmal war. Was man erreichen kann, ist eine Stabilisierung in jenem Zustand, in dem jemand ins Spital gekommen ist. Das wäre schon ein riesiger Erfolg. So weit ist man aber noch nicht.

Es ist noch nicht der definitive Durchbruch, aber man ist sicher auf dem richtigen Weg.

Wie beurteilen Sie die möglichen schweren Nebenwirkungen der Antikörpertherapie?

Als Laie lesen sich die Berichte über die Nebenwirkungen in der Tat sehr dramatisch. Es gibt ohne Frage schwerwiegende Einzelfälle. Was ich aber von den Ärzten höre, ist, dass es sich in den meisten Fällen um Miniblutungen handelt, die der Patient oder die Patientin gar nicht bemerkt und die sich normalerweise von selbst heilen. Selbstverständlich müssen auch diese Blutungen nun aber gründlichst überprüft werden. Sollten die Medikamente wirklich freigegeben werden, werden sie nämlich für Jahrzehnte im Einsatz stehen.

Hand deutet auf Röntgenaufnahmen des Gehirns
Legende: Röntgenaufnahme eines Gehirns in einem US-Spital. (März 2023) REUTERS/Brian Snyder/File Photo

Das Gespräch führte Iwan Lieberherr.

Echo der Zeit, 23.07.23, 18 Uhr ; 

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