Klassischer Banker: Heinz Huber ist auch bei Schweizer Finanzspezialisten und -professoren nicht sehr bekannt. Man weiss, dass er seit vier Jahren Chef der Thurgauer Kantonalbank ist und eine klassische Banklehre und -karriere hinter sich hat – mit einem Intermezzo in der IT-Branche. Huber kennt das inländische Bankgeschäft um Sparkonti, Hypotheken und Firmenkredite sehr gut. Das wird in seinem neuen Job als Raiffeisen-Chef zentral sein.
Köng ausgestochen: Neben Huber war für den Raiffeisen-Chefposten auch Postfinance-Chef Hansruedi Köng im Gespräch. Er wäre bekannter gewesen als Huber und hätte bereits eine systemrelevante Bank geführt – wie das sowohl Raiffeisen wie die Postfinance sind. Unklar ist, ob Köng den Posten nicht wollte oder ob sich der Raiffeisen-Verwaltungsrat gegen den Postfinance-Chef aussprach. Möglicherweise hat letztlich die Chemie zwischen Raiffeisen-Verwaltungsratspräsident Guy Lachappelle und Huber den Ausschlag für den Entscheid gegeben.
Kein einfacher Job: Ob Huber tatsächlich «ideal zur DNA von Raiffeisen passt», wie Lachappelle in einer Medienmitteilung schreibt, wissen vielleicht beide noch nicht so genau. Denn eine Genossenschaft wie Raiffeisen ist ein sehr kompliziertes Konstrukt: Neben der Zentrale in St.Gallen, in der Huber und der Verwaltungsrat tätig sein werden, gibt es im ganzen Land mehr als 240 regionale Genossenschaftsbanken der Raiffeisen-Gruppe. Seit der Aufarbeitung der Ära Pierin Vincenz ist das Machtgefüge zwischen der Zentrale und den Aussenposten jedoch ins Rutschen gekommen. Auf Huber und Lachappelle kommen denn auch Machtkämpfe zu, in denen sie sich werden behaupten müssen.
Vertrauen ist alles: Huber muss jetzt bei den Vertretern der Regionalbanken, beim Verwaltungsrat und bei den Mitarbeitern Vertrauen gewinnen. Auch ist es nicht ganz einfach, das Bankgeschäft angesichts der anhaltend tiefen Zinsen erfolgreich zu führen. Gerade bei den Hypotheken ist die Raiffeisen-Gruppe relativ sportlich unterwegs – entsprechend wachsam muss Huber sein, dass Raiffeisen die Risiken dieses Geschäfts unter Kontrolle behält. Daneben warten weitere Herausforderungen auf Huber: Raiffeisen ist rund zehnmal grösser als die Thurgauer Kantonalbank, die Huber bislang geleitet hatte. Und: Auf Raiffeisen als systemrelevante Bank hat die Finanzmarktaufsicht Finma stets ein wachsames Auge. Auch daran wird Huber sich gewöhnen müssen.