An der Spitze des Basler Pharmakonzerns Roche kommt es zu einem aussergewöhnlichen Zugang. Roche nominiert den Chef von Nestlé, Mark Schneider, als neues Verwaltungsratsmitglied. Mark Schneider soll an der nächsten Generalversammlung neu ins Gremium gewählt werden. Die Nomination wirft Fragen auf.
Zeitliches Engagement?
Da ist einem die Frage der zeitlichen Belastung. Mark Schneider ist der Chef von fast 300'000 Angestellten, Nestlé ist der weltweit grösste Hersteller von Nahrungsmitteln. Innerhalb der Firma gibt es viel Arbeit, etliche Baustellen Da würde man eigentlich erwarten, dass der Mann, der die operative Leitung hat, voll ausgelastet ist. Dass Mark Schneider nun zusätzlich zu seinem Amt als Chef von Nestlé noch ein Verwaltungsratsmandat bei Roche annehmen will, wirft die Frage der Seriosität auf.
Natürlich hat ein Firmenchef einen ganzen Stab von Mitarbeitenden. Es ist eine Frage der Organisation, könnte man sagen. Und dennoch: Eine gute Unternehmensführung verlangt die volle Aufmerksamkeit der Spitze.
Finanzielle Entschädigung?
Mark Schneider kassiert als Chef von Nestlé pro Jahr fast 11 Millionen Franke. Das ist viel Geld für viel Arbeit. Hinzu kommt neu auch eine Entschädigung von Roche. Als Verwaltungsratsmitglied erhält er ein Betrag von etwas mehr als 330'000 Franken pro Jahr. Die Synergien von Nestlé und Roche halten sich in Grenzen. Nestlé produziert Schokolade, Kaffee und Katzenfutter. Roche andererseits entwickelt und verkauft Medikamente gegen Krebs und andere Krankheiten.
Wie sinnvoll sind Doppelmandate dieser Art?
Dass sich ausgerechnet Roche einen viel beschäftigten Firmenchef in den Verwaltungsrat holt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn der Chef von Roche wiederum – Severin Schwan – war seinerseits acht Jahre lang im Verwaltungsrat der Credit Suisse, zwischen 2014 bis vor ein paar Monaten. Jahrelang war er sogar Vizepräsident der Bank. Bekannterweise steckt die CS in Schwierigkeiten, vielleicht auch deshalb, weil der Chef von Roche die Bank nicht mit der nötigen Sorgfalt begleiten und steuern konnte.
Nun holt sich Roche selber einen Mann in den Verwaltungsrat, bei welchem die Agenda prallvoll ist. Auch hier besteht die Gefahr, dass die nötige Aufmerksamkeit fehlt.
Roche reagiert in einer schriftlichen Stellungnahme auf die Bedenken. Man hole Mark Schneider in den Verwaltungsrat aufgrund dessen Expertise: die Erfahrung in der Führung eines grossen Unternehmens.