Die Macherinnen und Macher von Wero streben nichts weniger an, als die «beliebteste Bezahlplattform in Europa» zu werden. Die Erfolgsgeschichte ihres Vorbilds «Twint» zeigt, dass dies möglich ist.
Und so räumt Twint-Mitgründer und heute selbständiger Berater Thierry Kneissler dem europäischen Pendant denn auch gute Chancen ein: «Mittel- bis langfristig kann sich Wero durchsetzen. Zum einen ist Instant-Payment, also die Direktbuchung von Konto zu Konto, die Zukunft. Und zum anderen haben sich jetzt auch grosse Banken in Europa gefunden, die zusammen etwas aufbauen wollen.»
Ein langer Weg bis zum Ziel
Hinter Wero stehen vor allem französische und deutsche Banken, wie etwa BNP Paribas oder Deutsche Bank, aber auch Finanzhäuser aus anderen Ländern haben sich bereits dazugesellt, namentlich ABN Amro (Niederlande), KBC (Belgien) und Nexi (Italien). Gestartet ist das Projekt in Deutschland, Frankreich und Belgien. Sollten hier bedeutende Marktanteile erreicht werden, würden sich wohl auch Banken aus weiteren Ländern anschliessen.
Doch optimistische Anbieter alleine genügen nicht. Neben den Banken brauche es auch ein breites Netz an Händlern, die Wero-Zahlungen akzeptierten, und natürlich User, sagt Twint-Chef Markus Kilb. Für sie müsse die neue Dienstleistung einen «Mehrwert» bieten.
Es dürfte noch eine Weile dauern, bis der Mehrwert von Wero gross genug ist. Denn vorerst können die User lediglich Direktzahlungen unter «Freunden und Familie» tätigen. Der Einkauf im Laden und Internet, so wie es mit Twint möglich ist, soll erst noch folgen. Erst dann wird es für die User interessant. Ebenso für die Anbieter. Denn mit den Händlergebühren kann das Zahlungssystem auch finanziell ein Erfolg werden.
Wero hinkt Apple und Google hinterher
Wero kommt spät und braucht noch Zeit. Und doch erhofft sich der europäische Finanzmarkt, mit der neuen Bezahlplattform die amerikanischen Anbieter wie Apple Pay oder Google Pay zu verdrängen. Diese haben schon vor Jahren erkannt, dass mobiles Zahlen die Zukunft ist und es benutzerfreundliche Lösungen auf dem Smartphone braucht. Und seit Jahren verdienen sie mit ihrem Angebot Geld.
Eine Konkurrenz für Twint wird Wero dagegen nicht sein. Ein Eintritt in den Schweizer Markt scheint in weiter Ferne und hätte hohe regulatorische Hürden. Denkbar wäre dagegen eine Kooperation der beiden Anbieter.
Doch hier winkt Twint auf Anfrage vorerst ab: Nur wenn Wero «eine gewisse Marktabdeckung» erreicht, wäre es für Twint und dessen User interessant, sagt Markus Kilb. «Dann würden wir sicherlich über eine Kooperation nachdenken.»