Die Schweizer sind ein Volk von Kaffeetrinkern. Und am Preis des Café Crème entzünden sich regelmässig die Geister. Denn vielen gilt er als verlässliches Zeichen dafür, dass das Leben immer teurer wird.
Nun aber wartet die Gastronomiebranche mit einem Novum auf: Der Preis für Tasse Kaffee in der Deutschschweiz ist erstmals gesunken. Zumindest im Zeitraum, in dem der Branchenverband Cafetiersuisse die entsprechenden Zahlen erhoben hat.
Zurückhaltung bei Preiserhöhungen
Wirklichen Einfluss auf das Haushaltsbudget dürfte das aber nur bei regelrechten Kaffee-Junkies haben: Im Schnitt kostet eine Tasse Kaffee 3 Rappen weniger als im letzten Jahr, neu 4.22 Franken.
Eine handfeste Begründung für den Preisrückgang liefert der Branchenverband nicht. Laut Cafetiersuisse gab es aber in den letzten Jahren eine Zurückhaltung in der Gastronomie, die Preise zu erhöhen.
Eine weitere Erkenntnis der Umfrage: Der Kaffee in den Städten bleibt zwar teurer als auf dem Land. Der Preisunterschied gleicht sich aber allmählich an. Das alles rüttelt aber nicht an einem simplen Verdikt: Über vier Franken für gemahlene Bohnen und heisses Wasser sind ein happiger Preis. Zumindest aus Sicht des Laien.
Der Branchenverband liefert Aufschlüsse, wie sich der Preis zusammensetzt. Die Rohstoffkosten für Kaffee sind in diesem Jahr gesunken. An den Weltmärkten geriet der Preis für Kaffeebohnen stark unter Druck. Der Börsenpreis der Arabica-Bohne war laut dem Verband in diesem Jahr phasenweise so tief wie nie in den letzten 14 Jahren.
Kaffee ist in der Gastronomie die Sparte mit der höchsten Marge.
Allerdings sei der Einfluss der Rohstoffpreise auf die Kosten bei den Cafés im Restaurant marginal, sagte Cafetiersuisse-Präsident Hans-Peter Oettli vor den Medien. Daher lohne es sich auch, qualitativ guten Kaffee einzukaufen.
Die Standortfrage
Die Mietkosten für das Lokal und die Löhne der Angestellten seien denn auch hauptverantwortlich dafür, wie teuer die Tasse Kaffee am Ende ist, erklärt SRF-Wirtschaftsredaktorin Eveline Kobler. «Eine Rolle spielt natürlich auch die Konkurrenzsituation um ein Café herum, der Standort, das Konzept eines Lokals und weitere Faktoren.»
Bei einem wesentlichen Kostentreiber, den Lohnkosten, herrscht derzeit Unsicherheit in der Branche. Denn die Sozialpartner des Gesamtarbeitsvertrages im Schweizer Gastgewerbe konnten sich bislang noch nicht auf neue Mindestlöhne für das nächste Jahr einigen. Ein Schiedsgericht muss nun entscheiden.
Mit Blick auf die Kaffeepreisentwicklung im Jahr 2019 und die regionalen Unterschiede rechnet Cafetiersuisse für das kommende Jahr mit einer weiteren Annäherung zwischen Stadt und Land.
Fest steht: Das Geschäft wird weiter boomen. Das Umsatzpotential und fast noch wichtiger – das Margenpotential des Kaffees sei weiterhin sehr gross: «Kaffee ist in der Gastronomie die Sparte mit der höchsten Marge», so Oettli.