Wieso gibt es so wenig Orangen wie schon lange nicht mehr? In den USA und im grössten Orangen-Erzeugerland Brasilien fallen die Ernten schlecht aus. Grund: die Krankheit «Citrus Greening», Hurrikans und mieses Wetter. Nach Schätzungen vom US-Landwirtschaftsministeriums dürfte die weltweite Orangenproduktion um fünf Prozent und die Orangensaftproduktion sogar um sieben Prozent sinken.
In den USA werden so wenig Orangen produziert, wie seit rund 60 Jahren nicht mehr. Und auch in Europa wird die Zitrusfrucht knapper: Die EU importiert 90 Prozent des Orangensaftkonzentrats aus Brasilien. Dort sind die Lagerbestände jedoch so niedrig wie selten zuvor.
Wird der Orangensaft bei uns im Laden teurer? Der Preis für Orangen ist an den grössten Rohstoffbörsen der Welt teilweise um bis zu 50 Prozent gestiegen. Auch der Orangensaft in den Schweizer Supermärkten könnte im Zuge der O-Saft-Krise teurer werden.
Neben Orangensaft gibt es aber eine Vielzahl von weiteren Fruchtsäften. Die Konsumentinnen können also auf Alternativen ausweichen, wenn der Orangensaft das Budget sprengt. Expertinnen gehen deshalb davon aus, dass beim Orangensaft der Preis nicht beliebig steigen kann.
Wieso ist die Schweiz eine Orangennation? In der Schweiz werden zwar keine Orangen angebaut, dennoch gehört die Eidgenossenschaft zu den wichtigsten globalen Handelsplätzen. Rund 15 Prozent des weltweiten Orangensaftes wird gemäss der Nichtregierungsorganisation «Public Eye» über die Schweiz gehandelt. In Genf sitzt zudem eine der drei wichtigsten Rohstofffirmen, die mit der Zitrusfrucht handelt: die Louis Dreyfus Company.
Laut Public Eye kontrolliert das Schweizer Rohstoffunternehmen zusammen mit zwei brasilianischen Firmen drei Viertel des globalen Orangenmarkts. Die Louis Dreyfus Company steuert aus der Schweiz heraus nicht nur den Handel mit Orangensaft, sondern beteiligt sich auch am Anbau und der Herstellung von Orangensaft.
Machen die Rohstofffirmen nun mehr Gewinn? Ob die Händlerinnen und Händler von steigenden Preisen profitieren, und ob die höheren Preise die geringere Verkaufsmenge kompensieren, ist unklar. So oder so geht Public Eye davon aus, dass vor allem kleine landwirtschaftliche Betriebe in Herstellerländern wie Brasilien unter solchen Situationen leiden. Die grossen Rohstoffkonzerne seien wegen ihrer Machtkonzentration in einer vorteilhaften Ausgangslage.