- Wenn Rohstoffkonzerne Öl oder Gas fördern, bezahlen sie Regierungen Gebühren, etwa für Lizenzen, um Rohstoffe aus dem Boden zu holen.
- Allerdings fliesst dabei nicht einfach nur Geld, sondern auch Öl und Gas.
- Eine Non-Profit-Organisation, die sich für mehr Transparenz im internationalen Rohstoffgeschäft einsetzt, hat erstmals ausgerechnet, in welchem Umfang solche Zahlungen mit Sachwerten erfolgen.
- Es geht um Milliardenbeträge. Das Problem: Wer was erhält, ist oft unklar.
Neue Gesetze in den USA, in der EU und in Kanada machten es möglich, dass Joseph Williams und seine Kollegen vom Natural Resource Governance Institute (NRGI) erstmals Daten erhalten haben, die das Ausmass solcher Zahlungen mit geförderten Rohstoffen statt mit Geld aufzeigen.
Die Ergebnisse des monatelangen Sammelns und Auswertens hätten ihn überrascht, sagt Williams. Denn die Abgeltungen für die Lizenzen erfolgten zum grössten Teil in Form von geförderten Rohstoffen, nicht in Devisen. Das NRGI habe gewusst, dass viel auf diese Weise bezahlt werde.
Aber nun zeige sich, dass einige der grössten Rohstoffförderer wie ENI, BP oder Shell sogar zwei Drittel ihrer Zahlungen an Regierungen und nationale Ölkonzerne nicht mit Geld bestritten, erklärt Willams.
Öl- und Gaslieferungen werden kaum erfasst
Das sei ein Problem, denn während Devisen direkt als Erträge in den Staatsrechnungen dieser Länder auftauchten, würden Öl- und Gaslieferungen viel weniger genau erfasst. Und zu welchen Bedingungen diese Reserven dann später einmal via Rohstoffhändler auf dem Weltmarkt veräussert werden, sei kaum nachweisbar, sagt der Forscher des New Yorker Thinktanks.
Die Gefahr sei gross, dass diese Erlöse versickern, und nicht der Bevölkerung zu Gute kommen. Wie viele Milliarden die Regierungen in den Förderländern mit solchen Verkäufen erhielten, sei schwer abzuschätzen, sagt Williams.
Schweizer Rohstoffhändler legt Zahlen offen
Einen Anhaltspunkt gebe immerhin der Rohstoffhändler Trafigura mit Sitz in Genf und Luzern. Denn Trafigura lege seine Zahlen freiwillig offen. Die Summen seien riesig, so Williams. Alleine 2016 habe Trafigura von solchen Regierungen Öl und Gas für 21 Milliarden Dollar eingekauft.
Offen sei aber, wie viel es bei den anderen Rohstoffhändlern sei. Die Schweiz wiederum ist der grösste Handelsplatz für Rohstoffe. Kein Zufall also, dass das NRGI seine Zahlen als erstes in der Schweiz publiziert. Denn das Parlament berät bald die Revision des Aktienrechts. Und dabei müsse auch geklärt werden, welche Zahlen die Rohstoffkonzerne offenlegen müssten.
Williams hofft, dass seine neuen Daten, die er nun Forscherinnen und Forschern rund um den Globus zur Verfügung stellt, auch die Schweizer Politiker überzeugen werden, sich stärker für mehr Transparenz im Handel mit Rohstoffen einzusetzen. Andere Handelsplätze könnten dann mitziehen.